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Unsere Lesungen machen eine Sommerpause.
Momentan sind wir fleißig am Tüfteln - aber eines steht schon fest: Sie dürfen sich sehr auf unser Herbst- und Winterprogramm
freuen!
Voll besetzt war das Ypsilon Café und die Buchhandlung vergangenen Dienstag zur restlos ausverkauften Lesung mit Yandé Seck, die ihren Debütroman
Weiße Wolken vorstellte. Darin gelingt es ihr elegant, in einem Familien- und Schwesternroman viele präsente Themen unserer Zeit – gesellschaftlich und politisch – zu vereinen.
Dieo, eine schwarze Psychoanalytikerin in Ausbildung, lebt mit ihrem Mann Simon und ihren drei Söhnen im Frankfurter Nordend. Simon, mittelalt und weiß, geht mit einem Finanz-Start-Up einer
„fragwürdigen Tätigkeit“ nach.
Dieos 8 Jahre jüngere Schwester Zazie verzweifelt an der Ungerechtigkeit, am Sexismus und Rassismus unserer Gesellschaft, was regelmäßig in Wutausbrüchen eskaliert.
Auch Dieo und Simon müssen oft genug dafür herhalten, wenn Zazie das gesellschaftliche Gefüge kritisiert und in Frage stellt.
Im Gespräch erklärt die Autorin, dass sie Dieos und Zazies Altersunterschied bewusst gewählt habe: Denn ab 8 Jahren Differenz spricht man in der Soziologie davon, dass
zwei Menschen in unterschiedlichen Generationen aufgewachsen sind – was bedeutend für diesen Roman ist, denn die ständige Kritik ihrer kleinen Schwester zerrt gewaltig an Dieos Nerven. Zazie scheint
aus einer anderen Welt zu kommen, in der Mutterschaft eine Erfindung ist, um Frauen zu unterdrücken; Berufe, die profitabel sind und Wohlstand versprechen als „fragwürdig“ gelten und sozialen,
ehrenhaften Tätigkeiten entgegenstehen.
Beim Lesen unterschiedlicher Textpassagen, nahm sie das anwesende Publikum mit auf eine Tour durch Frankfurt: Von den Fressgass-Läden durch die beigen unübersichtlichen
Flure der Universität ins Café Laumer im Westend, wo es den „besten Café der Stadt“ gibt, bis in den Holzhausenpark mit Frankfurts „höchster Snobdichte“.
Die Zuhörenden, ein sehr buntes, altersdurchmischtes Publikum, hing begeistert an YandéSecks Lippen; ihr strahlendes Lächeln ging direkt ins Herz.
Als Papis, der senegalesische Vater von Dieo und Zazie und großer Nietzsche-Verehrer plötzlich stirbt, gesellt sich dem Roman ein weiterer bedeutender Ort hinzu: die beiden Schwestern reisen nach
Dakar, der Hauptstadt des Senegals, da die Trauerfeier in Papis ursprünglicher Heimat stattfinden soll. Ein trauriger Abschied, der für die Schwestern dennoch auch einen Neuanfang bedeutet.
Yandé Seck, die als Kinder- und Jugendpsychologin arbeitet und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Frankfurter Universität tätig ist, beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema „Migration
und Mutterschaft“. Ihr ist es ein Anliegen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu unterschiedlichen gesellschaftlich relevanten Themen, die ihr in theoretischen Texten bei der Arbeit begegnen, mit diesem
Roman für die Mehrheit zugänglich zu machen.
Sie betont, dass sich unsere Gesellschaft mit vielen Zugängen zu Wissen und Informationen in einer Differenzierungsbewegung befindet, die auf der einen Seite ein großer Segen ist, denn ungerechte,
rassistische und sexistische Handlungsweisen, die bisher versteckt und festgefahren waren, werden sichtbar gemacht, hinterfragt und können somit überwunden werden. Zeitgleich stellt diese Tatsache
durch ihren überfordernden Charakter eine große Herausforderung an unser Zusammenleben. Während die einen noch am Anfang diverser Erkenntnisse stehen oder sich sogar verweigern, schießen andere, zum
Beispiel mit Übergeneralisierung, etwas über das Ziel hinaus. Das wurde deutlich, als Yandé Seck ein Kapitel aus dem Roman vorlas, in welchem Zazie ihrer großen
Schwester von ihrer ungewollten Schwangerschaft erzählt und es unklar ist, ob sie wirklich aus eigenem Antrieb keine Kinder möchte oder sie auf Grund des „Zeitgeistes ihrer Bubble“ die Mutterschaft
ablehnt.
Man müsse bedenken, antwortete die Autorin auf eine Publikumsfrage, in welcher es um die ISD (Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland) ging, dass sich in der Schwarzen Community Menschen mit
ganz individuellen Erfahrungen zusammenfinden – Menschen, die von Abschiebung bedroht sind, während andere in Deutschland geboren wurden; bei den einen, sind vielleicht beide Elternteile schwarz, bei
anderen nur eines. Das Spektrum an verschiedenen Lebensrealitäten sei daher sehr breit und somit auch die Perspektiven, die einzelne in die Community hineinbringen; und so auch die Forderungen, die
diese an die Gesellschaft stellen. Schwarze Bewegungen seien in Deutschland – im Gegensatz zu den USA – noch sehr jung, man müsse sich, um aktiv und wirksam sein zu können, zunächst auf den kleinsten
gemeinsamen Nenner beziehen und das sei eben das „Schwarzsein“. Gleichzeitig müssen die unterschiedlichen Perspektiven einbezogen, solidarisch und verständnisvoll behandelt werden.
Sie selbst sei sehr privilegiert aufgewachsen und habe daher manche Probleme nicht, mit welchen andere wiederum zu kämpfen haben. Trotzdem habe auch ihre Familie schon Rassismus erfahren. Interessant
sei dabei auch, wie sich das „Schwarzsein“ bei der eigenen Wahrnehmung von einer Farbe zu einer Position in der Gesellschaft wandelt: sie beschrieb, dass ihre eigenen Kinder zunächst sagten, sie
seien braun, und sich diese Aussage später,mit zunehmenden Erfahrungen in der (weißen) Gesellschaft irgendwann wandelt in: sie seien schwarz.
Yandé Seck betonte, dass sie nicht nur wegen ihrer eigenen Erfahrungen als Afrodeutsche einen Roman schreiben wollte, der Rassismus und das „Schwarzsein“ thematisiert. Als 2015 zahlreiche Menschen
auf Grund des Syrienkrieges fliehen mussten, empfand Yandé Seck große Empathie mit den Menschen, die nicht nur ihre Heimat verloren hatten, sondern in Deutschland oft Ablehnung und Hass ausgesetzt
waren - eine weitere Begegnung mit Rassismus, die mit Grund für den vorliegenden Roman ist. Auch ihre eigene Forschung bekam durch diese Zeit eine neue Richtung, denn sie wollte verstehen, woher
dieser Hass kommt.
Nach dem Weg vom Manuskript zum Buch wurde ebenfalls gefragt. Yandé Seck erwähnte die Literaturagentur COPYWRITE, die das Vorlektorat leistete und gemeinsam mit ihr den Roman dramaturgisch
nacharbeitete. Nicht ohne Stolz und Freude im Blick berichtete sie vom „Liebesbrief“, welchen sie vom begeisterten Kiepenheuer & Witsch Verlag als Reaktion auf ihr Manuskript erhielt, und der
heute an ihrer Tür hängt. Sie erzählte, wie sehr sie sich durch diesen Brief verstanden fühlte.
Nach mehreren vorgelesenen Textpassagen, zwischen welchen Fragen und Anmerkungen von Buchhändler Wolfgang Kiekenap einflossen, der durch den Abend moderierte, endete ein sehr schöner Lesungsabend mit
Fragen aus dem Publikum. Ein gelungener Abend zu einem tollen Buch, das unbedingt lohnt, gelesen zu werden, da es Lust macht, dabei zu bleiben, humorvoll geschrieben ist, viele wichtige Themen in
sich vereint und zum Nachdenken anregt. Übrigens gibt es den Roman auch als Hörbuch.
Wie immer ausverkauft, wenn „Frankfurt liest ein Buch“ ins Ypsilon ruft!
Florian Wacker las am 2.Mai 2024 aus seinem Roman Zebras im Schnee und führte mit Mirco
Becker für den Podcast Damals in Frankfurt ein Gespräch zum Thema „Wie schreibt man einen historischen Roman?“
Eine ebenso locker wie konzentriert geführte Unterhaltung vor Publikum, die wirklich keine Sekunde langweilte und sehr viel
Hintergrundwissen zum Roman, zum Autor, zur Frankfurter Stadtgeschichte vermittelte.
Den Podcast findet man leicht im Internet unter Damals in Frankfurt Podcast und kann sich dort dieses
Gespräch nachträglich anhören. Auch die typische Atmosphäre einer Live-Lesung im Ypsilon ist gut eingefangen. (Podcast-Länge ca.30 Minuten)