Veranstaltungen 2024

 

Ein Rückblick auf unsere Lesung mit Mirrianne Mahn

und ihrem Debütroman „Issa“ vom 20. November 2024

 

Während beim Aufbau schon die ersten Gäste eintrudelten, füllte sich das Ypsilon Café und die Buchhandlung kurz vor Beginn schlagartig, sodass sogar noch nach freien Plätzen gesucht werden musste. Es war volles Haus!


Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung begann Mirrianne Mahn das erste Kapitel ihres Buches „Issa“ vorzulesen. Die junge Protagonistin Issa, die als Kind mit ihrer Mutter aus Kamerun nach Deutschland zog, ist schwanger und kehrt auf einen Besuch bei ihren Verwandten und zum Durchlaufen von Ritualen zur Mutterschaft zurück nach Kamerun, und nimmt die Lesenden auf ihrem Weg der Erfahrungen, Begegnungen und Reflexionen mit. Die Autorin betont, dass Issa nicht die einzige Protagonistin des Buches ist. In jedem zweiten Kapitel lernen wir das Leben einer von fünf Frauen kennen – fünf Leben, die sich über 100 Jahre erstrecken und geprägt sind von Kolonialismus, Rassismus, patriarchaler Gewalt und Krieg. Aber auch von Solidarität – Zusammenhalt und einem Hand-Reichen in brenzligen Situationen.


Zwischen den Lesepassagen erzählt, kommentiert und antwortet Mirrianne Mahn wortgewandt und leidenschaftlich zu politischen Themen und eigenen Erfahrungen.
Zwei wichtige Sätze Mirrianne Mahns bleiben an diesem Abend unbedingt hängen:
„Nur wer sich mit Kolonialismus auseinandergesetzt hat, kann Rassismus wirklich verstehen!“ - wie recht sie hat und wie wichtig diese Aussage ist, zeigt die Tatsache, dass rassistische Ansichten und Handlungsweisen über Jahrhunderte wachsen und sich verfestigen konnten. Dass Rassismus heute noch ein brisantes Thema ist – und eben kein Einzelfall - sondern für viele bitterer Alltag. Und dass viele Dinge als Normalität angesehen werden, ohne ernsthaft im öffentlichen Diskurs Gefahr zu laufen, einer Veränderung, hin zu einer menschenwürdigen und gerechten historischen Aufarbeitung, unterzogen zu werden: Raubkunst in Museen; Zoos, in welchen einst Menschen ausgestellt wurden, aber heute ohne ein Wort darüber zu verlieren, eine beliebte Freizeitattraktion sind; Denkmäler und Straßennamen einstiger Machthaber und Akteure des Kolonialismus. Gleichzeitig wird heute fast genauso laut über die Grausamkeiten, die betroffene Menschen erleiden mussten, geschwiegen, wie noch vor 20, 30 Jahren. Das Schweigen ist ein Problem!
Und so kommt es zum zweiten einprägsamen Zitat: „Ich will, dass ihr so solidarisch seid, dass ihr mit abgeschoben werdet!“ Was bringen die „Like-Klicks“ auf Social-Media? Das reicht nicht aus für echte Empörung und Solidarität – und schützt auch keine Menschen. ngesichts der aktuellen politischen Lage eine sehr berechtige Forderung.


Auch aus den Kapiteln, die Einblicke in Issas Familiengeschichte bieten, wird an diesem Abend gelesen. Neben kolonialen Repressionen, sind all die beschriebenen Frauen der Willkür und Gewalt patriarchaler Strukturen ausgeliefert. Eine klare Botschaft schwingt mit: Nur wenn wir empathisch miteinander umgehen, wenn wir uns verbünden und – noch einmal – solidarisch sind, können wir uns widersetzen. Ein dritter wichtiger Satz fällt: „Mein Feminismus ist intersektional“: Feminismus, der alle einschließt, egal welche Hautfarbe, Alter, Religion, Herkunft, sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentifikation, mit oder ohne Behinderung.


Warum die schwangere Issa? Die Autorin betont, dass du, wenn du ein Kind auf die Welt bringst, damit beginnst, dich, deine Umgebung und dein Leben neu zu hinterfragen und zu reflektieren. Gerade als Person, die Diskriminierung erfährt, willst du dein Kind nicht nur schützen, sondern auch stärken. Sie erzählt, wie sie selbst als Kind von ihren Eltern gelernt hatte, als schwarze Person angepasst und mehr Leistung erbringen zu müssen, um annähernd die selbe Anerkennung zu erhalten. Wie sie rassistische Angriffe auf sich als Person und nicht auf den Rassismus bezogen hatte. Dinge, die man Kindern ersparen möchte. Dass sich Issa deshalb auf eine identitätsverändernde Reise begibt, ist daher naheliegend.


Ein nachwirkender, politischer Abend voller kraftvoller Redebeiträge mit einer klugen und sympathischen Autorin vor interessiertem und ergriffenem Publikum ging zu Ende.
Was bleibt ist ein Roman, der Einblicke bietet in die Kolonialgeschichte Kameruns und die Leben der Menschen, die unter der deutschen Besatzung zu leiden hatten. Ein Roman, der bewegt und aufruft, zum gesellschaftlich und politisch Aktivwerden. Und ebenso ein Roman, der von Diskriminierung Betroffene empowert.

 

 

Ein Rückblick auf unsere vergangene Veranstaltung:

 

Wir stellen unsere Lieblingsbücher

im Herbst 2024 vor!

 

 

Mittwoch, 13. 11. 2024, 20 Uhr

 

 

Ein Abend in gemütlicher Runde voller Buchtipps aus dem Ypsilon Team. Darunter zu finden waren unter anderem Nobelpreisträgerinnen, historische Koryphäen und Autor*innen, die sich an experimentelle Schreibprojekte heranwagten. Romane, bizarre Kurzgeschichten, Sachbücher und sogar ein Bilderbuch. Das Publikum folgte gebannt den Erläuterungen, die sich hin und wieder in einem Gespräch verselbstständigten. Es wurde gelacht, gestaunt, mitgelitten und -gefiebert. Und wir hatten den Eindruck, dass wir unsere Gäste mit unserer Leidenschaft für die Literatur – speziell auch für unsere Entdeckungen – anstecken konnten. So durften einige Bücher an diesem Abend mit unseren Gästen nach Hause und landen vielleicht auch unter dem einen oder anderen Weihnachtsbaum.

Sind auch Sie neugierig geworden und sogar noch auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk? Eventuell ist unter den vorgestellten Büchern genau das Richtige dabei:

 

Daniela Krien

Mein drittes Leben

Roman
Diogenes Verlag

304 Seiten

26,-- Euro

 

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Richard Powers

Das große Spiel
Roman
Penguin Verlag

512 Seiten

26,-- Euro

 

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Jane Campbell

Kleine Kratzer
Roman
Kjona Verlag

192 Seiten

23,-- Euro

 

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Jane Campbell

Bei aller Liebe
Roman
Kjona Verlag

240 Seiten

24,-- Euro

 

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Iris Wolff

Lichtungen
Roman
Klett-Cotta Verlag

256 Seiten

24,-- Euro

 

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Olga Tokarczuk

E.E.
Roman
Kampa Verlag

304 Seiten

25,-- Euro

 

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Han Kang

Griechischstunde
Roman
Aufbau Verlag

204 Seiten

23,-- Euro

 

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Han Kang

Die Vegetarierin
Roman
Aufbau Verlag

190 Seiten

12,-- Euro

 

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Christina Röckl

Kaugummi verklebt den Magen
Bilderbuch,

ab 6 Jahren
Kunstanstifter Verlag

52 Seiten

22,-- Euro

 

Buch kaufen? Sprechen Sie uns an!

Leonora Carrington

Die Windsbraut
Kurzgeschichten
Edition Nautilus

256 Seiten

18,-- Euro

 

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Uwe Wittstock

Marseille 1940
Sachbuch
C.H. Beck Verlag

351 Seiten

26,-- Euro

 

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LIQUID CENTER

Wir kommen
Sachbuch
Dumont Verlag

208 Seiten

25,-- Euro

 

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Ein paar Eindrücke zu unserer Lesung vom 7. Mai 2024

Yandé Seck las aus ihrem Debütroman "Weiße Wolken"

Voll besetzt war das Ypsilon Café und die Buchhandlung vergangenen Dienstag zur restlos ausverkauften Lesung mit Yandé Seck, die ihren Debütroman Weiße Wolken vorstellte. Darin gelingt es ihr elegant, in einem Familien- und Schwesternroman viele präsente Themen unserer Zeit – gesellschaftlich und politisch – zu vereinen.

Dieo, eine schwarze Psychoanalytikerin in Ausbildung, lebt mit ihrem Mann Simon und ihren drei Söhnen im Frankfurter Nordend. Simon, mittelalt und weiß, geht mit einem Finanz-Start-Up einer „fragwürdigen Tätigkeit“ nach.

Dieos 8 Jahre jüngere Schwester Zazie verzweifelt an der Ungerechtigkeit, am Sexismus und Rassismus unserer Gesellschaft, was regelmäßig in Wutausbrüchen eskaliert. Auch Dieo und Simon müssen oft genug dafür herhalten, wenn Zazie das gesellschaftliche Gefüge kritisiert und in Frage stellt.


Im Gespräch erklärt die Autorin, dass sie Dieos und Zazies Altersunterschied bewusst gewählt habe: Denn ab 8 Jahren Differenz spricht man in der Soziologie davon, dass zwei Menschen in unterschiedlichen Generationen aufgewachsen sind – was bedeutend für diesen Roman ist, denn die ständige Kritik ihrer kleinen Schwester zerrt gewaltig an Dieos Nerven. Zazie scheint aus einer anderen Welt zu kommen, in der Mutterschaft eine Erfindung ist, um Frauen zu unterdrücken; Berufe, die profitabel sind und Wohlstand versprechen als „fragwürdig“ gelten und sozialen, ehrenhaften Tätigkeiten entgegenstehen.


Beim Lesen unterschiedlicher Textpassagen, nahm sie das anwesende Publikum mit auf eine Tour durch Frankfurt: Von den Fressgass-Läden durch die beigen unübersichtlichen Flure der Universität ins Café Laumer im Westend, wo es den „besten Café der Stadt“ gibt, bis in den Holzhausenpark mit Frankfurts „höchster Snobdichte“.

 

Die Zuhörenden, ein sehr buntes, altersdurchmischtes Publikum, hing begeistert an YandéSecks Lippen; ihr strahlendes Lächeln ging direkt ins Herz.

Als Papis, der senegalesische Vater von Dieo und Zazie und großer Nietzsche-Verehrer plötzlich stirbt, gesellt sich dem Roman ein weiterer bedeutender Ort hinzu: die beiden Schwestern reisen nach Dakar, der Hauptstadt des Senegals, da die Trauerfeier in Papis ursprünglicher Heimat stattfinden soll. Ein trauriger Abschied, der für die Schwestern dennoch auch einen Neuanfang bedeutet.

Yandé Seck, die als Kinder- und Jugendpsychologin arbeitet und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Frankfurter Universität tätig ist, beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema „Migration und Mutterschaft“. Ihr ist es ein Anliegen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu unterschiedlichen gesellschaftlich relevanten Themen, die ihr in theoretischen Texten bei der Arbeit begegnen, mit diesem Roman für die Mehrheit zugänglich zu machen.
Sie betont, dass sich unsere Gesellschaft mit vielen Zugängen zu Wissen und Informationen in einer Differenzierungsbewegung befindet, die auf der einen Seite ein großer Segen ist, denn ungerechte, rassistische und sexistische Handlungsweisen, die bisher versteckt und festgefahren waren, werden sichtbar gemacht, hinterfragt und können somit überwunden werden. Zeitgleich stellt diese Tatsache durch ihren überfordernden Charakter eine große Herausforderung an unser Zusammenleben. Während die einen noch am Anfang diverser Erkenntnisse stehen oder sich sogar verweigern, schießen andere, zum Beispiel mit Übergeneralisierung, etwas über das Ziel hinaus.
Das wurde deutlich, als Yandé Seck ein Kapitel aus dem Roman vorlas, in welchem Zazie ihrer großen Schwester von ihrer ungewollten Schwangerschaft erzählt und es unklar ist, ob sie wirklich aus eigenem Antrieb keine Kinder möchte oder sie auf Grund des „Zeitgeistes ihrer Bubble“ die Mutterschaft ablehnt.

Man müsse bedenken, antwortete die Autorin auf eine Publikumsfrage, in welcher es um die ISD (Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland) ging, dass sich in der Schwarzen Community Menschen mit ganz individuellen Erfahrungen zusammenfinden – Menschen, die von Abschiebung bedroht sind, während andere in Deutschland geboren wurden; bei den einen, sind vielleicht beide Elternteile schwarz, bei anderen nur eines. Das Spektrum an verschiedenen Lebensrealitäten sei daher sehr breit und somit auch die Perspektiven, die einzelne in die Community hineinbringen; und so auch die Forderungen, die diese an die Gesellschaft stellen. Schwarze Bewegungen seien in Deutschland – im Gegensatz zu den USA – noch sehr jung, man müsse sich, um aktiv und wirksam sein zu können, zunächst auf den kleinsten gemeinsamen Nenner beziehen und das sei eben das „Schwarzsein“. Gleichzeitig müssen die unterschiedlichen Perspektiven einbezogen, solidarisch und verständnisvoll behandelt werden.
Sie selbst sei sehr privilegiert aufgewachsen und habe daher manche Probleme nicht, mit welchen andere wiederum zu kämpfen haben. Trotzdem habe auch ihre Familie schon Rassismus erfahren. Interessant sei dabei auch, wie sich das „Schwarzsein“ bei der eigenen Wahrnehmung von einer Farbe zu einer Position in der Gesellschaft wandelt: sie beschrieb, dass ihre eigenen Kinder zunächst sagten, sie seien braun, und sich diese Aussage später,mit zunehmenden Erfahrungen in der (weißen) Gesellschaft irgendwann wandelt in: sie seien schwarz.
Yandé Seck betonte, dass sie nicht nur wegen ihrer eigenen Erfahrungen als Afrodeutsche einen Roman schreiben wollte, der Rassismus und das „Schwarzsein“ thematisiert. Als 2015 zahlreiche Menschen auf Grund des Syrienkrieges fliehen mussten, empfand Yandé Seck große Empathie mit den Menschen, die nicht nur ihre Heimat verloren hatten, sondern in Deutschland oft Ablehnung und Hass ausgesetzt waren - eine weitere Begegnung mit Rassismus, die mit Grund für den vorliegenden Roman ist. Auch ihre eigene Forschung bekam durch diese Zeit eine neue Richtung, denn sie wollte verstehen, woher dieser Hass kommt.

Nach dem Weg vom Manuskript zum Buch wurde ebenfalls gefragt. Yandé Seck erwähnte die Literaturagentur COPYWRITE, die das Vorlektorat leistete und gemeinsam mit ihr den Roman dramaturgisch nacharbeitete. Nicht ohne Stolz und Freude im Blick berichtete sie vom „Liebesbrief“, welchen sie vom begeisterten Kiepenheuer & Witsch Verlag als Reaktion auf ihr Manuskript erhielt, und der heute an ihrer Tür hängt. Sie erzählte, wie sehr sie sich durch diesen Brief verstanden fühlte.

Nach mehreren vorgelesenen Textpassagen, zwischen welchen Fragen und Anmerkungen von Buchhändler Wolfgang Kiekenap einflossen, der durch den Abend moderierte, endete ein sehr schöner Lesungsabend mit Fragen aus dem Publikum. Ein gelungener Abend zu einem tollen Buch, das unbedingt lohnt, gelesen zu werden, da es Lust macht, dabei zu bleiben, humorvoll geschrieben ist, viele wichtige Themen in sich vereint und zum Nachdenken anregt. Übrigens gibt es den Roman auch als Hörbuch.

 

Ein paar Eindrücke zu unserem literarischen Gespräch vom 2. Mai 2024

Florian Wacker (Zebras im Schnee) und Mirco Becker (Damals in Frankfurt) gehen der Frage "Wie schreibt man einen historischen Roman" auf den Grund:   

Wie immer ausverkauft, wenn „Frankfurt liest ein Buch“ ins Ypsilon ruft!
 

Florian Wacker las am 2.Mai 2024 aus seinem Roman Zebras im Schnee und führte mit Mirco Becker für den Podcast Damals in Frankfurt ein Gespräch zum Thema „Wie schreibt man einen historischen Roman?“

Eine ebenso locker wie konzentriert geführte Unterhaltung vor Publikum, die wirklich keine Sekunde langweilte und sehr viel Hintergrundwissen zum Roman, zum Autor, zur Frankfurter Stadtgeschichte vermittelte.

Den Podcast findet man leicht im Internet unter Damals in Frankfurt Podcast und kann sich dort dieses Gespräch nachträglich anhören. Auch die typische Atmosphäre einer Live-Lesung im Ypsilon ist gut eingefangen. (Podcast-Länge ca.30 Minuten)

Ein paar Eindrücke zu unserer Kamishibai-Veranstaltung am 6. März 2024

Was für ein traumhafter Abend! Auf Grund des großen Interesses unserer Kund*innen, mussten wir ein paar Tage vor der Veranstaltung die Anmeldung schließen, damit wir jedem eine gute Sicht auf das kleine rote Holztheater bieten konnten, das auf einem Stehtisch im Ypsilon Café aufgebaut wurde. Wir haben uns schon vorab riesig über die zahlreichen Anmeldungen gefreut!

Carmen Sorgler vom Forum Kamishibai geleitete uns durch den Abend. Mit einer bemerkenswerten, vollen und damit wunderbaren Erzählstimme wechselte sie zwischen Kamishibai-Geschichten und Informationsanteilen, mit historischen Eckpunkten, Pädagogik, Wissen aus dem Bereich der Litracy, sowie Eigenschaften, die den Kern des Kamishibais ausmachen. Das Publikum folgte gebannt und wie erhofft, gestaltete sich dieser Abend zu einer besonders atmosphärischen Veranstaltung.

 

Hier ein paar nennenswerte Details:
Bevor es Kamishibai gab, zogen Wandermönche umher und erzählten mit Hilfe von beschrifteten Bildrollen von ihrem Glauben. Da sie frei sprachen, fielen irgendwann die Beschriftungen weg.
Viel später, um 1900, gelang der Stummfilm nach Japan. Während zum Beispiel in Deutschland ein Orchester spielte, solange der Film ablief, gab es in Japan einen Erzähler, der synchron zum bewegten Bild erzählte – und das häufig voller Leidenschaft.
Durch die Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre verloren viele japanische Männer ihre Arbeitsplätze. Eine Reaktion der Anpassung auf die prekäre Situation war ein Holztheater, das auf ein Fahrrad geschnallt wurde. Die Männer kauften oder stellten preisgünstig Süßigkeiten her. Mit ihrer Ware und dem Holztheater fuhren sie umher. An einem Platz angekommen, trommelten sie mit Klanghölzern die dort ansässigen Kinder zusammen, die Süßigkeiten kaufen sollten und anschließend mit einer Geschichte belohnt wurden. Einer Bildergeschichte, die sich durch das Holztheater bewegte. Das Straßen-Kamishibai war geboren.

Die Begeisterung mancher Erwachsener hielt sich sehr in Grenzen. Sie bemängelten, dass hier Action- und Heldengeschichten erzählt wurden – die Moral und erzieherische Pointe jedoch fehle. Und ehe man sich versah, wurde das Kamishibai in Erziehungseinrichtungen genau für dieses verwendet: Moral und Religion. Traurigerweise stellte man dabei fest, das auf diese Weise jegliche Botschaft vermittelt werden kann und so wurde das Erzähltheater im 2. Weltkrieg (Japan trat an der Seite von Hitler in den Krieg ein) für Propaganda missbraucht. Weil in Japan das Kamishibai daher mit der Kriegszeit, aber auch mit den Entbehrungen der Wirtschaftskrise in Verbindung gebracht wurde, blieb es lange in Vergessenheit. Die Erfindung und der Einzug des Fernsehgeräts in die Privathaushalte bis in die 1960er Jahre ließ das Kamishibai nun vollständig von der Straße verschwinden. Da wundert es nicht, dass das Fernsehn in Japan auch Denki Kamishibai (elektrisches Kamishibai) genannt wird.

Heute erlebt das Kamishibai sowohl in Japan als auch in Europa eine Renaissance. In Japan werden in pädagogischen Einrichtungen mehrmals täglich Kamishibai-Geschichten erzählt – nicht nur zur Unterhaltung, auch Sachthemen werden so vermittelt. In deutschen Kindertagesstätten zog das Bildertheater vor ein paar Jahren ebenfalls ein. Und nicht nur für kleine Kinder ist es gedacht: Die Länge – also die Anzahl der Bildkarten, die auf der Rückseite mit Regieanweisungen versehen sind – und die Komplexität der Geschichte sind für unterschiedliche Altersstufen zugeschnitten. Auch für demenzkranke Menschen sind sie geeignet. Und auch das Publikum im Ypsilon Café hatte große Freude an den kurzen Geschichten, die immer eine oder mehrere Überraschungen zu bieten haben. Geschichten, die nicht mit der letzten Karte enden, denn: „die Geschichte ist zu Ende, das Thema ist noch im Raum“, wie Carmen Sorgler betonte.
Kamishibai ist eine Erzählkunst, die Papierbilder bewegt, mit Mimik und Stimme arbeitet und die Konzentration ihrer jungen und alten Zuschauer*innen einfängt und trainiert. Auf die Publikumsfrage hin, was den der Unterschied zwischen Kamishibai und dem Vorlesen von Büchern sei, antwortet Carmen Sorgler folgendermaßen:


„Kamishibai ist der rote Teppich, der zum Buch führt.“

Kamishibai-Geschichten können für Kinder der Einstieg in die Literatur sein – toll ist dabei auch, dass viele Kinder eine gute Sicht auf die Bilder bekommen – anders als beim Bilderbuch, wo man sich um die Sicht auf die Bilder drängen muss.
Die Kernpunkte Kyokan, was soviel wie „das, was wir gemeinsam erleben und fühlen“, also das Gemeinschaftsgefühl und Ma, das mehrere Bedeutungen hat, spielen eine zentrale Rolle. Ma, ist das Tor, das aufschwingt, damit die Sonne und Wärme hineinströmen können. Aber auch eine trennende und verbindende Pause, ein wichtiger, bedeutungsvoller Leerraum – der auch beim Erzählen entsteht und bewusst eingesetzt wird, um die Wirkung von Wort und Bild zu entfalten.

 

Hier gehts zur Veranstaltung

Mehr Informationen dazu finden sie hier

 

Ein Vorstellungsabend mit dem
 

Forum Kamishibai

 

 

Kamishibai


Kleines Theater, große Wirkung
Die japanische Kunst des Erzählens mit Bildern

 

 

 

Mittwoch, 6. März 2024, 20 Uhr
Eintritt frei
 

Aufgrund der vielen Anmeldungen, über die wir
uns sehr freuen, können wir leider

KEINE WEITEREN ANMELDUNGEN ANNEHMEN!
DIE VERANSTALTUNG IST AUSGEBUCHT!

 

Veranstaltungsort ist das Ypsilon Café
Berger Straße 18, 60316 Frankfurt, U4 Merianplatz

 

 

Kamishibai
(dt.: Papiertheater), das sind besonders illustrierte Bildergeschichten mit kraftvollen Bildern und prägnantem Text und dazu ein Rahmen als Bühne. Die japanische Erzählkunst lebt von der Bewegung des Bilderziehens und ähnelt dabei eher einem Kurzfilm als einem Bilderbuch. In Japan vor gut 100 Jahren als Straßentheater entstanden, wird Kamishibai heute weltweit eingesetzt: als slow medium der Entschleunigung und als Türöffner für Begegnung und Gespräch.
Elisabeth Ehrhorn und Carmen Sorgler vom Forum Kamishibai e.V. führen uns ein in die Welt der japanischen Erzählkunst und zeigen, was den Zauber und die Kraft von Kamishibai ausmacht – für Kleine wie Große.

 

Forum Kamishibai e.V.
Mit Geschichten miteinander und voneinander lernen – das Forum Kamishibai e.V. wurde 2020 in Frankfurt als interdisziplinäres Netzwerk von Expertinnen u.a. aus Pädagogik, Beratung und Sprachtherapie gegründet. Ziel ist es, mit Kamishibai die Freude am Geschichtenerzählen neu zubeleben und damit gleichzeitig hochwertige, nachhaltige Bildung für alle zu ermöglichen: über Alters-, Sprach-, Kultur- und Bildungsgrenzen hinweg – ob in der Wissens- und Wertevermittlung in Kita, Schule oder Sozialarbeit, ob mit Kindern, Erwachsenen oder alten Menschen.

 

Veranstaltungen 2023

 

Lesung

 

Anna Yeliz Schentke

liest aus ihrem Roman Kangal

Von Istanbul bis Frankfurt

 

Dienstag, 5. 12. 2023, 20 Uhr

 

 

 

 

Ein furchtloser Roman über drei Leben in instabilen Zeiten. Über eine Generation, die auf der Suche ist nach Zugehörigkeit, Sicherheit und einer gemeinsamen Sprache.

 

Anna Yeliz Schentke ist 1990 in Frankfurt geboren und lebt auch heute noch dort. Im Herbst 2020 stand sie auf der Shortlist des Wortmeldungen-Förderpreises. 2022 war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert und 2023 erhielt sie für ihren Debütroman Kangal den Förderpreis des Hölderlin-Preises.

 

VVK:8,-/AK: 10,-

Eintrittskarten erhalten Sie in unserer Buchhandlung

Veranstaltungsort ist das Ypsilon (Buchladen mit Café)

Bergerstraße 18

U-Bahn: U4 Merianplatz

 

Anna Yeliz Schentke und Louisa Scherer vom Ypsilon Buchladen freuen sich über den gelungenen Lesungsabend vom 5.12.23.

Mit den rund 30 Gästen ergab sich ein interessantes Autorinnengespräch!

 

 

 

  
Wir stellen unsere Lieblingsbücher im Herbst 2023 vor!

 

Mittwoch, 15. 11. 2023, 20 Uhr

 

 

Ein spannend-gemütlicher Abend voller persönlicher Leseanregungen mit unseren Lieblingsbüchern im Herbst 2023

Tolle Tipps für den eigenen Bücherschrank und Ideen für besondere Weihnachtsgeschenke.

 

Wir blicken auf einen wundervollen Abend zurück: Vier Kolleg*innen des Teams stellten ihre persönlichen Leseempfehlungen vor – Bücher, der aktuellen Saison, die uns in den vergangenen Monaten besonders ergriffen haben. Eine bunte Auswahl, bei der für jeden etwas dabei sein sollte: Romane, Sachbücher, Biografien und Kinderbücher waren vertreten. Ein Bücher-Abend für Neugierige zum Entdecken von „Geheimtipps“.Wir sind total glücklich darüber, dass die erste Veranstaltung dieser Art so gut angenommen und besucht wurde. Der Abend war sehr schön und endete mit anregenden Gesprächen mit unseren super interessierten Gästen. Besonders freut uns, dass viel Begeisterung und Lob von Seiten unserer Gästen geäußert wurde und die Nachfrage, diese Art der Veranstaltung zu wiederholen. Wir freuen uns schon auf weitere solcher Abende!

Weitere vergangene Lesungen

 

Charly Weller stellte seinen neuen Krimi vor.

 

am Do, den 23.01.20

 

um 20:30 Uhr

 

                

 

Zwei tote Waschbären in einer Licher Auffangstation; ein abgetrenntes menschliches Ohr in einem Waldstück bei Muschenheim; ein Koffer voll Geld, den ein sterbender Freier einer drogenabhängigen Prostituierten schenkt, damit sie sich als Schriftstellerin verwirklichen kann - sowie vier bei einem Sturm in Ostanatolien zu Bruch gegangene Fenster einer Moschee; der Werher-von-Braun-Club an der Karen-Blixen-Primary-School von Maralal in Kenia - und ein Mann, der nächtens auf dem Parkplatz des Frankfurter Rudererdorfes auf die Kühlerhaube seines SUV uriniert.

Mit diesen und einer Reihe weiterer mehr oder weniger skurriler Ereignisse und Figuren legt Lokalmatador Charly Weller einmal mehr einen Krimi vor, der den heimischen Kommissaren Roman Worstedt (alias ›Worschtfett‹) und Regina Maritz sämtliche Facetten ihrer Ermittlungskunst abverlangt.

Die Handlung rankt in diesem, Wellers mittlerweile sechstem Krimi, um einen männlichen Leichnam, die frühmorgens im Park der Frankenallee des Frankfurter Gallusviertels aufgefunden wurde. Der erschossene Mann trug ein Waschbärkostüm, und weil er nicht mehr dabei hatte als die Einladung zu einer Feier des Gießener Liebig-Museums, wird die dortige Kripo in den Fall eingebunden.

Tapfer kämpfen Worstedt und Maritz sich durch den Drogensumpf der Mainmetropole und die ›Frankfurter Bronx‹, um letztendlich über düstere Machenschaften der Gießener Obrigkeit dem Fall auf die Spur zu kommen.

 

Anne Chaplet, Grande Dame der deutschsprachigen Kriminalliteratur: ›Tempo, Witz, Spannung: was für ein Lesevergrügen!‹

 

Frankfurt Liest ein Buch 2017:

Kulinarische Lesung: Benjamin kocht mit Christian Setzepfandt, Claudio Vilardo und Klaus Dudlik 

 

Die Schauplätze des Romans "Benjamin und seine Väter" von Herbert Heckmann können zu Fuß vom Ypsilon aus erreicht werden.

Blättern Sie doch mal in unserem Archiv der bisherigen Lesungen

 

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