Veranstaltungen 2024
Ein Rückblick auf unsere Lesung mit Mirrianne Mahn
und ihrem Debütroman „Issa“ vom 20. November 2024
Während beim Aufbau schon die ersten Gäste eintrudelten, füllte sich das Ypsilon Café und die Buchhandlung kurz vor Beginn schlagartig, sodass sogar noch nach freien Plätzen gesucht werden musste. Es war volles Haus!
Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung begann Mirrianne Mahn das erste Kapitel ihres Buches „Issa“ vorzulesen. Die junge Protagonistin Issa, die als Kind mit ihrer
Mutter aus Kamerun nach Deutschland zog, ist schwanger und kehrt auf einen Besuch bei ihren Verwandten und zum Durchlaufen von Ritualen zur Mutterschaft zurück nach Kamerun, und nimmt die Lesenden
auf ihrem Weg der Erfahrungen, Begegnungen und Reflexionen mit. Die Autorin betont, dass Issa nicht die einzige Protagonistin des Buches ist. In jedem zweiten Kapitel lernen wir das Leben einer von
fünf Frauen kennen – fünf Leben, die sich über 100 Jahre erstrecken und geprägt sind von Kolonialismus, Rassismus, patriarchaler Gewalt und Krieg. Aber auch von Solidarität – Zusammenhalt und einem
Hand-Reichen in brenzligen Situationen.
Zwischen den Lesepassagen erzählt, kommentiert und antwortet Mirrianne Mahn wortgewandt und leidenschaftlich zu politischen Themen und eigenen Erfahrungen.
Zwei wichtige Sätze Mirrianne Mahns bleiben an diesem Abend unbedingt hängen:
„Nur wer sich mit Kolonialismus auseinandergesetzt hat, kann Rassismus wirklich verstehen!“ - wie recht sie hat und wie wichtig diese Aussage ist, zeigt die Tatsache, dass rassistische Ansichten und
Handlungsweisen über Jahrhunderte wachsen und sich verfestigen konnten. Dass Rassismus heute noch ein brisantes Thema ist – und eben kein Einzelfall - sondern für viele bitterer Alltag. Und dass
viele Dinge als Normalität angesehen werden, ohne ernsthaft im öffentlichen Diskurs Gefahr zu laufen, einer Veränderung, hin zu einer menschenwürdigen und gerechten historischen Aufarbeitung,
unterzogen zu werden: Raubkunst in Museen; Zoos, in welchen einst Menschen ausgestellt wurden, aber heute ohne ein Wort darüber zu verlieren, eine beliebte Freizeitattraktion sind; Denkmäler und
Straßennamen einstiger Machthaber und Akteure des Kolonialismus. Gleichzeitig wird heute fast genauso laut über die Grausamkeiten, die betroffene Menschen erleiden mussten, geschwiegen, wie noch vor
20, 30 Jahren. Das Schweigen ist ein Problem!
Und so kommt es zum zweiten einprägsamen Zitat: „Ich will, dass ihr so solidarisch seid, dass ihr mit abgeschoben werdet!“ Was bringen die „Like-Klicks“ auf Social-Media? Das reicht nicht aus für
echte Empörung und Solidarität – und schützt auch keine Menschen. ngesichts der aktuellen politischen Lage eine sehr berechtige Forderung.
Auch aus den Kapiteln, die Einblicke in Issas Familiengeschichte bieten, wird an diesem Abend gelesen. Neben kolonialen Repressionen, sind all die beschriebenen Frauen
der Willkür und Gewalt patriarchaler Strukturen ausgeliefert. Eine klare Botschaft schwingt mit: Nur wenn wir empathisch miteinander umgehen, wenn wir uns verbünden und – noch einmal – solidarisch
sind, können wir uns widersetzen. Ein dritter wichtiger Satz fällt: „Mein Feminismus ist intersektional“: Feminismus, der alle einschließt, egal welche Hautfarbe, Alter, Religion, Herkunft, sexuelle
Orientierung, Geschlechtsidentifikation, mit oder ohne Behinderung.
Warum die schwangere Issa? Die Autorin betont, dass du, wenn du ein Kind auf die Welt bringst, damit beginnst, dich, deine Umgebung und dein Leben neu zu hinterfragen
und zu reflektieren. Gerade als Person, die Diskriminierung erfährt, willst du dein Kind nicht nur schützen, sondern auch stärken. Sie erzählt, wie sie selbst als Kind von ihren Eltern gelernt hatte,
als schwarze Person angepasst und mehr Leistung erbringen zu müssen, um annähernd die selbe Anerkennung zu erhalten. Wie sie rassistische Angriffe auf sich als Person und nicht auf den Rassismus
bezogen hatte. Dinge, die man Kindern ersparen möchte. Dass sich Issa deshalb auf eine identitätsverändernde Reise begibt, ist daher naheliegend.
Ein nachwirkender, politischer Abend voller kraftvoller Redebeiträge mit einer klugen und sympathischen Autorin vor interessiertem und ergriffenem Publikum ging zu
Ende.
Was bleibt ist ein Roman, der Einblicke bietet in die Kolonialgeschichte Kameruns und die Leben der Menschen, die unter der deutschen Besatzung zu leiden hatten. Ein Roman, der bewegt und aufruft,
zum gesellschaftlich und politisch Aktivwerden. Und ebenso ein Roman, der von Diskriminierung Betroffene empowert.
Ein Rückblick auf unsere vergangene Veranstaltung:
Wir stellen unsere Lieblingsbücher
im Herbst 2024 vor!
Mittwoch, 13. 11. 2024, 20 Uhr
Ein Abend in gemütlicher Runde voller Buchtipps aus dem Ypsilon Team. Darunter zu finden waren unter anderem Nobelpreisträgerinnen, historische Koryphäen und
Autor*innen, die sich an experimentelle Schreibprojekte heranwagten. Romane, bizarre Kurzgeschichten, Sachbücher und sogar ein Bilderbuch. Das Publikum folgte gebannt den Erläuterungen, die sich hin
und wieder in einem Gespräch verselbstständigten. Es wurde gelacht, gestaunt, mitgelitten und -gefiebert. Und wir hatten den Eindruck, dass wir unsere Gäste mit unserer Leidenschaft für die Literatur
– speziell auch für unsere Entdeckungen – anstecken konnten. So durften einige Bücher an diesem Abend mit unseren Gästen nach Hause und landen vielleicht auch unter dem einen oder anderen
Weihnachtsbaum.
Sind auch Sie neugierig geworden und sogar noch auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk? Eventuell ist unter den vorgestellten Büchern genau das Richtige dabei:
Leonora Carrington
Die Windsbraut
Kurzgeschichten
Edition Nautilus
256 Seiten
18,-- Euro
Ein paar Eindrücke zu unserer Lesung vom 7. Mai 2024
Yandé Seck las aus ihrem Debütroman "Weiße Wolken"
Voll besetzt war das Ypsilon Café und die Buchhandlung vergangenen Dienstag zur restlos ausverkauften Lesung mit Yandé Seck, die ihren Debütroman
Weiße Wolken vorstellte. Darin gelingt es ihr elegant, in einem Familien- und Schwesternroman viele präsente Themen unserer Zeit – gesellschaftlich und politisch – zu vereinen.
Dieo, eine schwarze Psychoanalytikerin in Ausbildung, lebt mit ihrem Mann Simon und ihren drei Söhnen im Frankfurter Nordend. Simon, mittelalt und weiß, geht mit einem Finanz-Start-Up einer
„fragwürdigen Tätigkeit“ nach.
Dieos 8 Jahre jüngere Schwester Zazie verzweifelt an der Ungerechtigkeit, am Sexismus und Rassismus unserer Gesellschaft, was regelmäßig in Wutausbrüchen eskaliert. Auch Dieo und Simon müssen oft genug dafür herhalten, wenn Zazie das gesellschaftliche Gefüge kritisiert und in Frage stellt.
Im Gespräch erklärt die Autorin, dass sie Dieos und Zazies Altersunterschied bewusst gewählt habe: Denn ab 8 Jahren Differenz spricht man in der Soziologie davon, dass
zwei Menschen in unterschiedlichen Generationen aufgewachsen sind – was bedeutend für diesen Roman ist, denn die ständige Kritik ihrer kleinen Schwester zerrt gewaltig an Dieos Nerven. Zazie scheint
aus einer anderen Welt zu kommen, in der Mutterschaft eine Erfindung ist, um Frauen zu unterdrücken; Berufe, die profitabel sind und Wohlstand versprechen als „fragwürdig“ gelten und sozialen,
ehrenhaften Tätigkeiten entgegenstehen.
Beim Lesen unterschiedlicher Textpassagen, nahm sie das anwesende Publikum mit auf eine Tour durch Frankfurt: Von den Fressgass-Läden durch die beigen unübersichtlichen
Flure der Universität ins Café Laumer im Westend, wo es den „besten Café der Stadt“ gibt, bis in den Holzhausenpark mit Frankfurts „höchster Snobdichte“.
Die Zuhörenden, ein sehr buntes, altersdurchmischtes Publikum, hing begeistert an YandéSecks Lippen; ihr strahlendes Lächeln ging direkt ins Herz.
Als Papis, der senegalesische Vater von Dieo und Zazie und großer Nietzsche-Verehrer plötzlich stirbt, gesellt sich dem Roman ein weiterer bedeutender Ort hinzu: die beiden Schwestern reisen nach
Dakar, der Hauptstadt des Senegals, da die Trauerfeier in Papis ursprünglicher Heimat stattfinden soll. Ein trauriger Abschied, der für die Schwestern dennoch auch einen Neuanfang bedeutet.
Yandé Seck, die als Kinder- und Jugendpsychologin arbeitet und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Frankfurter Universität tätig ist, beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema „Migration
und Mutterschaft“. Ihr ist es ein Anliegen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu unterschiedlichen gesellschaftlich relevanten Themen, die ihr in theoretischen Texten bei der Arbeit begegnen, mit diesem
Roman für die Mehrheit zugänglich zu machen.
Sie betont, dass sich unsere Gesellschaft mit vielen Zugängen zu Wissen und Informationen in einer Differenzierungsbewegung befindet, die auf der einen Seite ein großer Segen ist, denn ungerechte,
rassistische und sexistische Handlungsweisen, die bisher versteckt und festgefahren waren, werden sichtbar gemacht, hinterfragt und können somit überwunden werden. Zeitgleich stellt diese Tatsache
durch ihren überfordernden Charakter eine große Herausforderung an unser Zusammenleben. Während die einen noch am Anfang diverser Erkenntnisse stehen oder sich sogar verweigern, schießen andere, zum
Beispiel mit Übergeneralisierung, etwas über das Ziel hinaus. Das wurde deutlich, als Yandé Seck ein Kapitel aus dem Roman vorlas, in welchem Zazie ihrer großen
Schwester von ihrer ungewollten Schwangerschaft erzählt und es unklar ist, ob sie wirklich aus eigenem Antrieb keine Kinder möchte oder sie auf Grund des „Zeitgeistes ihrer Bubble“ die Mutterschaft
ablehnt.
Man müsse bedenken, antwortete die Autorin auf eine Publikumsfrage, in welcher es um die ISD (Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland) ging, dass sich in der Schwarzen Community Menschen mit
ganz individuellen Erfahrungen zusammenfinden – Menschen, die von Abschiebung bedroht sind, während andere in Deutschland geboren wurden; bei den einen, sind vielleicht beide Elternteile schwarz, bei
anderen nur eines. Das Spektrum an verschiedenen Lebensrealitäten sei daher sehr breit und somit auch die Perspektiven, die einzelne in die Community hineinbringen; und so auch die Forderungen, die
diese an die Gesellschaft stellen. Schwarze Bewegungen seien in Deutschland – im Gegensatz zu den USA – noch sehr jung, man müsse sich, um aktiv und wirksam sein zu können, zunächst auf den kleinsten
gemeinsamen Nenner beziehen und das sei eben das „Schwarzsein“. Gleichzeitig müssen die unterschiedlichen Perspektiven einbezogen, solidarisch und verständnisvoll behandelt werden.
Sie selbst sei sehr privilegiert aufgewachsen und habe daher manche Probleme nicht, mit welchen andere wiederum zu kämpfen haben. Trotzdem habe auch ihre Familie schon Rassismus erfahren. Interessant
sei dabei auch, wie sich das „Schwarzsein“ bei der eigenen Wahrnehmung von einer Farbe zu einer Position in der Gesellschaft wandelt: sie beschrieb, dass ihre eigenen Kinder zunächst sagten, sie
seien braun, und sich diese Aussage später,mit zunehmenden Erfahrungen in der (weißen) Gesellschaft irgendwann wandelt in: sie seien schwarz.
Yandé Seck betonte, dass sie nicht nur wegen ihrer eigenen Erfahrungen als Afrodeutsche einen Roman schreiben wollte, der Rassismus und das „Schwarzsein“ thematisiert. Als 2015 zahlreiche Menschen
auf Grund des Syrienkrieges fliehen mussten, empfand Yandé Seck große Empathie mit den Menschen, die nicht nur ihre Heimat verloren hatten, sondern in Deutschland oft Ablehnung und Hass ausgesetzt
waren - eine weitere Begegnung mit Rassismus, die mit Grund für den vorliegenden Roman ist. Auch ihre eigene Forschung bekam durch diese Zeit eine neue Richtung, denn sie wollte verstehen, woher
dieser Hass kommt.
Nach dem Weg vom Manuskript zum Buch wurde ebenfalls gefragt. Yandé Seck erwähnte die Literaturagentur COPYWRITE, die das Vorlektorat leistete und gemeinsam mit ihr den Roman dramaturgisch
nacharbeitete. Nicht ohne Stolz und Freude im Blick berichtete sie vom „Liebesbrief“, welchen sie vom begeisterten Kiepenheuer & Witsch Verlag als Reaktion auf ihr Manuskript erhielt, und der
heute an ihrer Tür hängt. Sie erzählte, wie sehr sie sich durch diesen Brief verstanden fühlte.
Nach mehreren vorgelesenen Textpassagen, zwischen welchen Fragen und Anmerkungen von Buchhändler Wolfgang Kiekenap einflossen, der durch den Abend moderierte, endete ein sehr schöner Lesungsabend mit
Fragen aus dem Publikum. Ein gelungener Abend zu einem tollen Buch, das unbedingt lohnt, gelesen zu werden, da es Lust macht, dabei zu bleiben, humorvoll geschrieben ist, viele wichtige Themen in
sich vereint und zum Nachdenken anregt. Übrigens gibt es den Roman auch als Hörbuch.
Ein paar Eindrücke zu unserem literarischen Gespräch vom 2. Mai 2024
Florian Wacker (Zebras im Schnee) und Mirco Becker (Damals in Frankfurt) gehen der Frage "Wie schreibt man einen historischen Roman" auf den Grund:
Florian Wacker las am 2.Mai 2024 aus seinem Roman Zebras im Schnee und führte mit Mirco Becker für den Podcast Damals in Frankfurt ein Gespräch zum Thema „Wie schreibt man einen historischen Roman?“
Eine ebenso locker wie konzentriert geführte Unterhaltung vor Publikum, die wirklich keine Sekunde langweilte und sehr viel Hintergrundwissen zum Roman, zum Autor, zur Frankfurter Stadtgeschichte vermittelte.
Ein paar Eindrücke zu unserer Kamishibai-Veranstaltung am 6. März 2024
Was für ein traumhafter Abend! Auf Grund des großen Interesses unserer Kund*innen, mussten wir ein paar Tage vor der Veranstaltung die Anmeldung schließen, damit wir
jedem eine gute Sicht auf das kleine rote Holztheater bieten konnten, das auf einem Stehtisch im Ypsilon Café aufgebaut wurde. Wir haben uns schon vorab riesig über die zahlreichen Anmeldungen
gefreut!
Carmen Sorgler vom Forum Kamishibai geleitete uns durch den Abend. Mit einer bemerkenswerten, vollen und damit wunderbaren Erzählstimme wechselte sie zwischen
Kamishibai-Geschichten und Informationsanteilen, mit historischen Eckpunkten, Pädagogik, Wissen aus dem Bereich der Litracy, sowie
Eigenschaften, die den Kern des Kamishibais ausmachen. Das Publikum folgte gebannt und wie erhofft, gestaltete sich dieser Abend zu einer besonders atmosphärischen
Veranstaltung.
Hier ein paar nennenswerte Details:
Bevor es Kamishibai gab, zogen Wandermönche umher und erzählten mit Hilfe von beschrifteten Bildrollen von ihrem Glauben. Da sie frei sprachen, fielen irgendwann die Beschriftungen weg.
Viel später, um 1900, gelang der Stummfilm nach Japan. Während zum Beispiel in Deutschland ein Orchester spielte, solange der Film ablief, gab es in Japan einen Erzähler, der synchron zum bewegten
Bild erzählte – und das häufig voller Leidenschaft.
Durch die Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre verloren viele japanische Männer ihre Arbeitsplätze. Eine Reaktion der Anpassung auf die prekäre Situation war ein Holztheater, das auf ein Fahrrad
geschnallt wurde. Die Männer kauften oder stellten preisgünstig Süßigkeiten her. Mit ihrer Ware und dem Holztheater fuhren sie umher. An einem Platz angekommen, trommelten sie mit Klanghölzern die
dort ansässigen Kinder zusammen, die Süßigkeiten kaufen sollten und anschließend mit einer Geschichte belohnt wurden. Einer Bildergeschichte, die sich durch das Holztheater bewegte. Das
Straßen-Kamishibai war geboren.
Die Begeisterung mancher Erwachsener hielt sich sehr in Grenzen. Sie bemängelten, dass hier Action- und Heldengeschichten erzählt wurden – die Moral und erzieherische
Pointe jedoch fehle. Und ehe man sich versah, wurde das Kamishibai in Erziehungseinrichtungen genau für dieses verwendet: Moral und Religion. Traurigerweise stellte man dabei fest, das auf diese
Weise jegliche Botschaft vermittelt werden kann und so wurde das Erzähltheater im 2. Weltkrieg (Japan trat an der Seite von Hitler in den Krieg ein) für Propaganda missbraucht. Weil in Japan das
Kamishibai daher mit der Kriegszeit, aber auch mit den Entbehrungen der Wirtschaftskrise in Verbindung gebracht wurde, blieb es lange in Vergessenheit. Die Erfindung und der Einzug des Fernsehgeräts
in die Privathaushalte bis in die 1960er Jahre ließ das Kamishibai nun vollständig von der Straße verschwinden. Da wundert es nicht, dass das Fernsehn in Japan auch Denki Kamishibai
(elektrisches Kamishibai) genannt wird.
Heute erlebt das Kamishibai sowohl in Japan als auch in Europa eine Renaissance. In Japan werden in pädagogischen Einrichtungen mehrmals täglich Kamishibai-Geschichten erzählt – nicht nur zur
Unterhaltung, auch Sachthemen werden so vermittelt. In deutschen Kindertagesstätten zog das Bildertheater vor ein paar Jahren ebenfalls ein. Und nicht nur für kleine Kinder ist es gedacht: Die Länge
– also die Anzahl der Bildkarten, die auf der Rückseite mit Regieanweisungen versehen sind – und die Komplexität der Geschichte sind für unterschiedliche Altersstufen zugeschnitten. Auch für
demenzkranke Menschen sind sie geeignet. Und auch das Publikum im Ypsilon Café hatte große Freude an den kurzen Geschichten, die immer eine oder mehrere Überraschungen zu bieten haben. Geschichten,
die nicht mit der letzten Karte enden, denn: „die Geschichte ist zu Ende, das Thema ist noch im Raum“, wie Carmen Sorgler betonte.
Kamishibai ist eine Erzählkunst, die Papierbilder bewegt, mit Mimik und Stimme arbeitet und die Konzentration ihrer jungen und alten Zuschauer*innen einfängt und trainiert. Auf die Publikumsfrage
hin, was den der Unterschied zwischen Kamishibai und dem Vorlesen von Büchern sei, antwortet Carmen Sorgler folgendermaßen:
„Kamishibai ist der rote Teppich, der zum Buch führt.“
Kamishibai-Geschichten können für Kinder der Einstieg in die Literatur sein – toll ist dabei auch, dass viele Kinder eine gute Sicht auf die Bilder bekommen – anders als beim Bilderbuch, wo man sich
um die Sicht auf die Bilder drängen muss.
Die Kernpunkte Kyokan, was soviel wie „das, was wir gemeinsam erleben und fühlen“, also das Gemeinschaftsgefühl und Ma, das mehrere Bedeutungen hat, spielen eine zentrale Rolle. Ma, ist das Tor, das aufschwingt, damit die Sonne und Wärme hineinströmen können. Aber auch eine
trennende und verbindende Pause, ein wichtiger, bedeutungsvoller Leerraum – der auch beim Erzählen entsteht und bewusst eingesetzt wird, um die Wirkung von Wort und Bild zu entfalten.
Hier gehts zur Veranstaltung
Mehr Informationen dazu finden sie hier
Ein Vorstellungsabend mit dem
Forum Kamishibai
Kamishibai
Kleines Theater, große Wirkung
Die japanische Kunst des Erzählens mit Bildern
Mittwoch, 6. März 2024, 20 Uhr
Eintritt frei
Aufgrund der vielen Anmeldungen, über die wir
uns sehr freuen, können wir leider
KEINE WEITEREN ANMELDUNGEN ANNEHMEN!
DIE VERANSTALTUNG IST AUSGEBUCHT!
Veranstaltungsort ist das Ypsilon Café
Berger Straße 18, 60316 Frankfurt, U4 Merianplatz
Kamishibai
(dt.: Papiertheater), das sind besonders illustrierte Bildergeschichten mit kraftvollen Bildern und prägnantem Text und dazu ein Rahmen als Bühne. Die japanische Erzählkunst lebt von der Bewegung des
Bilderziehens und ähnelt dabei eher einem Kurzfilm als einem Bilderbuch. In Japan vor gut 100 Jahren als Straßentheater entstanden, wird Kamishibai heute weltweit eingesetzt: als slow medium der
Entschleunigung und als Türöffner für Begegnung und Gespräch.
Elisabeth Ehrhorn und Carmen Sorgler vom Forum Kamishibai e.V. führen uns ein in die Welt der japanischen Erzählkunst und zeigen, was den Zauber und die Kraft von Kamishibai ausmacht – für Kleine wie
Große.
Forum Kamishibai e.V.
Mit Geschichten miteinander und voneinander lernen – das Forum Kamishibai e.V. wurde 2020 in Frankfurt als interdisziplinäres Netzwerk von Expertinnen u.a. aus Pädagogik, Beratung und Sprachtherapie
gegründet. Ziel ist es, mit Kamishibai die Freude am Geschichtenerzählen neu zubeleben und damit gleichzeitig hochwertige, nachhaltige Bildung für alle zu ermöglichen: über Alters-, Sprach-, Kultur-
und Bildungsgrenzen hinweg – ob in der Wissens- und Wertevermittlung in Kita, Schule oder Sozialarbeit, ob mit Kindern, Erwachsenen oder alten Menschen.
Veranstaltungen 2023
Lesung
Anna Yeliz Schentke
liest aus ihrem Roman Kangal
Von Istanbul bis Frankfurt
Dienstag, 5. 12. 2023, 20 Uhr
Ein furchtloser Roman über drei Leben in instabilen Zeiten. Über eine Generation, die auf der Suche ist nach Zugehörigkeit, Sicherheit und einer gemeinsamen Sprache.
Anna Yeliz Schentke ist 1990 in Frankfurt geboren und lebt auch heute noch dort. Im Herbst 2020 stand sie auf der Shortlist des Wortmeldungen-Förderpreises. 2022 war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert und 2023 erhielt sie für ihren Debütroman Kangal den Förderpreis des Hölderlin-Preises.
VVK:8,-/AK: 10,-
Eintrittskarten erhalten Sie in unserer Buchhandlung
Veranstaltungsort ist das Ypsilon (Buchladen mit Café)
Bergerstraße 18
U-Bahn: U4 Merianplatz
Wir blicken auf einen wundervollen Abend zurück: Vier Kolleg*innen des Teams stellten ihre persönlichen Leseempfehlungen vor – Bücher, der aktuellen Saison, die uns in den vergangenen Monaten besonders ergriffen haben. Eine bunte Auswahl, bei der für jeden etwas dabei sein sollte: Romane, Sachbücher, Biografien und Kinderbücher waren vertreten. Ein Bücher-Abend für Neugierige zum Entdecken von „Geheimtipps“.Wir sind total glücklich darüber, dass die erste Veranstaltung dieser Art so gut angenommen und besucht wurde. Der Abend war sehr schön und endete mit anregenden Gesprächen mit unseren super interessierten Gästen. Besonders freut uns, dass viel Begeisterung und Lob von Seiten unserer Gästen geäußert wurde und die Nachfrage, diese Art der Veranstaltung zu wiederholen. Wir freuen uns schon auf weitere solcher Abende!
Weitere vergangene Lesungen
Zwei tote Waschbären in einer Licher Auffangstation; ein abgetrenntes menschliches Ohr in einem Waldstück bei Muschenheim; ein Koffer voll Geld, den ein sterbender Freier einer drogenabhängigen Prostituierten schenkt, damit sie sich als Schriftstellerin verwirklichen kann - sowie vier bei einem Sturm in Ostanatolien zu Bruch gegangene Fenster einer Moschee; der Werher-von-Braun-Club an der Karen-Blixen-Primary-School von Maralal in Kenia - und ein Mann, der nächtens auf dem Parkplatz des Frankfurter Rudererdorfes auf die Kühlerhaube seines SUV uriniert.
Mit diesen und einer Reihe weiterer mehr oder weniger skurriler Ereignisse und Figuren legt Lokalmatador Charly Weller einmal mehr einen Krimi vor, der den heimischen Kommissaren Roman Worstedt (alias ›Worschtfett‹) und Regina Maritz sämtliche Facetten ihrer Ermittlungskunst abverlangt.
Die Handlung rankt in diesem, Wellers mittlerweile sechstem Krimi, um einen männlichen Leichnam, die frühmorgens im Park der Frankenallee des Frankfurter Gallusviertels aufgefunden wurde. Der erschossene Mann trug ein Waschbärkostüm, und weil er nicht mehr dabei hatte als die Einladung zu einer Feier des Gießener Liebig-Museums, wird die dortige Kripo in den Fall eingebunden.
Tapfer kämpfen Worstedt und Maritz sich durch den Drogensumpf der Mainmetropole und die ›Frankfurter Bronx‹, um letztendlich über düstere Machenschaften der Gießener Obrigkeit dem Fall auf die Spur zu kommen.
Anne Chaplet, Grande Dame der deutschsprachigen Kriminalliteratur: ›Tempo, Witz, Spannung: was für ein Lesevergrügen!‹
Frankfurt Liest ein Buch 2017:
Kulinarische Lesung: Benjamin kocht mit Christian Setzepfandt, Claudio Vilardo und Klaus Dudlik
Die Schauplätze des Romans "Benjamin und seine Väter" von Herbert Heckmann können zu Fuß vom Ypsilon aus erreicht werden.
Blättern Sie doch mal in unserem Archiv der bisherigen Lesungen
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