Unsere Kinder- und Jugendbuchempfehlungen
Edgar Rai
Kiosk, Chaos, Canale Grande
Mit Illustrationen von Katharina Grossmann-Hensel
Roman, ab 9 Jahren
DTV Verlag 2023, 176 Seiten, 14,--Euro
Unerwünschte Ferien bei Opern-Oma in Venedig
Noah ist genervt. Nicht nur, dass seine Mutter eine "supertolle" Stelle in Berlin bekommen hat. Sein Papa, will weder umziehen, noch findet er es gut, wenn Mama
pendelt und zu viel arbeitet – über diese ganzen Uneinigkeiten wird Noah nicht nur in den Ferien zu seiner Oma nach Venedig verfrachtet – die Eltern verkünden ihm auch noch, dass sie sich „erst mal
neu sortieren müssen“. Oma Violetta, die eine verrückte, glamouröse, alte Opern-Diva sein soll, die in einem stattlichen Palazzo lebt, hat er zuvor kein einziges Mal gesehen. Das kann ja heiter
werden!
Begeisterung kommt auch dann nicht auf, als sich der Palazzo als alte, enge und verwinkelte Wohnung entpuppt, in der man keine fünf Minuten allein sein kann. Violetta indessen singt nicht mehr auf
den Brettern, sondern zum Fenster hinaus. Mega peinlich! Sie betreibt zudem einen Kiosk mitten auf einem Platz, vor einem Hotel und Noah wird jeden Tag dort hingeschleppt. Na prima: Da gibt es noch
die unverständliche Nervensäge Ombretta-Omletta, die auf dem Platz herum hüpft, während ihre Mutter im Hotel arbeitet. Zuletzt die holprigen Telefonate mit den einzelnen, angesäuerten,
beschwichtigenden Elternteilen – dabei ist es Noah, der Grund hat, wütend zu sein. Schließlich ist er es, der zu Violetta, dem albernen Kiosk und all dem Chaos verbannt wurde.
Aber… vielleicht ist alles gar nicht so schlecht, die kontaktfreudige und an allen Hausecken bekannte Oma ganz nett, die verwinkelten Gassen Venedigs abenteuerlich und Ombretta doch gar nicht so
blöd.
…dann geschieht jedoch etwas, das Noahs Mut und Selbstständigkeit auf die Probe stellt – und alle Beteiligten noch viel dicker zusammenschweißt.
Eine herrliche Sommer- und Feriengeschichte über Freundschaft und Familie, über das Großwerden, über Selbstständigkeit und Verantwortung und vor allem darüber, dass die Dinge manchmal gar nicht so
furchtbar sind, wie sie zunächst scheinen.
Empfohlen von Saskia Jürgens
Benjamin Lebert
Julian und Anisa - Und das Wunder vom Wacholderpark
Roman, ab 10 Jahren
Beltz Verlag 2023, 136 Seiten, 12,--Euro
Manchmal muss man über sich hinauswachsen
„Wenn du ein Mädchen für dich gewinnen willst, musst du erst einmal Dinge über sie erfahren; du musst ein Detektiv der Liebe werden“, weiß Julians Opa. Aber ob er mit der Liebe wirklich etwas zu tun
haben will, weiß Julian nicht so wirklich. Was er allerdings weiß ist, dass er die auf dem Fußballfeld herumwirbelnde Anisa sehr gern hat. Zu blöd nur, dass Julian gar nicht Fußball spielen kann.
Überhaupt ist er eher ängstlich, schüchtern und liebt es Wörter zu sammeln. Doch dann geschieht ein verhängnisvolles Missgeschick, das Julians und Anisas Leben durcheinanderwirbelt und direkt in eine
Wette zwingt, bei der Julian doch noch Fußball spielen muss. Gut, dass es Herrn Wong gibt, der wie Julians Opa immer einen Ausweg kennt. Ein wunderbares Buch über das Überwinden der eigenen Grenzen
und über Freundschaft; ein Roman für Kinder ab 10 Jahren, einfühlsam und klug erzählt.
Empfohlen von Saskia Jürgens
Christina Wolff
Bildspringer –
der erste Fall der Van-Gogh-Agency
Roman, ab 10 Jahren
Woow Books Verlag 2023, 256 Seiten, 16,--Euro
Ein Universum aus Gemälden
Stell dir vor, du kannst durch Bilder springen. Du konzentrierst dich auf einen Punkt – und Schwups löst sich deine Umgebung auf und du stehst inmitten einer gemalten Landschaft. Vinzenz kann das und
es kommt noch besser: Alle Werke eines Künstlers sind durch versteckte Durchgänge miteinander verbunden, sodass er zum Beispiel im Louvre in ein Bild springt und in New York in einer privaten
Kunstsammlung wieder auftaucht. Als ein Gemälde eines bekannten Künstlers aus einer Nachbarsvilla gestohlen wird, ist das seine Chance als Detektiv loszulegen und das verschwundene Bild aufzuspüren.
Doch plötzlich stellt sich für Vinzenz heraus: Er ist nicht der einzige Bildspringer. Auch in den Werken trifft er auf unvorhergesehene Ereignisse und seine beiden Grandpas scheinen etwas
Zwielichtiges auszuhecken. Ein farbenfrohes, fantastisches Abenteuer, eine Geschichte über Freundschaft, ein Kinderkrimi ab 10 Jahre und ein spannender und humorvoller Streifzug durch die
Kunst.
Empfohlen von Saskia Jürgens
Jan Kaiser
Für Marellchen
Vorlesegeschichte und Gedichte, ab 6 Jahren
Peter Hammer Verlag 2023, 256 Seiten, 15,--Euro
Warme Limonade mit Senf und ganz viel Spaß
Auch wenn sich Opa oft sehr merkwürdig verhält, verbringt Marie gerne eine Ferienwoche bei diesem liebenswürdigen alten Mann, der sie liebevoll Marellchen nennt. Besser, als mit Mama und Papa in den
Yogaurlaub zu fahren, wo es nur Rohkost und Fastentees gibt. Dafür nimmt Marellchen gerne in Kauf, dass Opa mitten in der Nacht Salzheringe mit Lebkuchen und Hustensaftsoße kocht. Oder man zuerst
Opas Lesebrille im Garten suchen muss, weil ihm nicht mehr einfällt, wo er sie abgelegt hat – und man dann Opa suchen muss, weil er sich auch irgendwo hingelegt hat und dort eingeschlafen ist. Die
Nachbarn behaupten, Opa sei nicht mehr ganz dicht, aber Marie hat es überprüft: Nirgendwo tropft es. Opa meint sogar, er sei nicht nur dicht, sondern auch Dichter. Die wunderwitzigen Gedichte sammelt
Opa nicht nur in einem Notizheft, das er Marellchen am Ende ihrer Ferien schenkt, sondern sind auch in diesem warmherzigen Kinderbuch zu lesen.
Empfohlen von Saskia Jürgens
Rose Lagercrantz, Rebecka Lagercrantz
Zwei von jedem
Übersetzung aus dem Schwedischen:
Kutsch, Angelika. 2021. ab 9 J.
978-3-89565-419
Moritz Verlag
GEB 14,00 EUR
"Ich schreibe Kinderbücher und glaube an die heilende Kraft der Erzählung“
Dieses Buch sollte zuhause in jeder Kinderbibliothek zu finden sein. Rose Lagergrantz erzählt behutsam vom Überleben. Ein Mann erinnert sich für seine Kinder. Die
Geschichte beginnt als Freundschaftsgeschichte zwischen einem Jungen und einem Mädchen, die unzertrennlich sind. Erzählt wird eine Rückblende aus einer von Armut geprägten Zeit
entbehrungsreiche, aber auch aus einer schönen Kindheit. Bis Luli mit dem Vater und der Schwester das Land verlassen wird, und wenig später der Krieg ausbricht Eli bleibt in Siebenbürgen und
überlebt das Pogrom an den Juden. Die beiden Kinder gaben sich das Versprechen, einander wiederzusehen.
Viele Jahre Später werden sie sich in New York wiederbegegnen und sich nie wieder verlassen.
- Eine wahre Geschichte aus der Familie der Autorin -
Empfohlen von Monika Rieth
Brüder Grimm
Zur Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat
Die schönsten Märchen der Brüder Grimm
Illustration:Völk, Julie. 400 S.
durchgehend farbig illustriert.
Halbleinenband mit Lesebändchen und Prägung.
ab 4 J.
978-3-8369-6081-6
Gerstenberg Verlag
GEB 32,00 EUR
Die vorliegende Ausgabe ist nicht nur in ihrer Ausstattung eine ganz besonders schöne, sondern auch in der Auswahl der Märchen: Mit den sehr gelungenen Illustrationen von Julie Völk finden sich hier 30 der bekanntesten Märchen, die die Brüder Grimm gesammelt haben, geordnet nach den Themen "Märchen von Geschwistern, "Tiermärchen", "Märchen von Mädchen" "Märchen von Hexen und Zauberinnen", "Märchen von Königssöhnen" und "Märchen von Gestalten aus der Anderswelt". So ist dieses Buch ebenso interessant für den Sammler bibliophiler und künstlerischer Grimm-Ausgaben wie auch zum Vorlesen und Vorzeigen für Kinder und Erwachsene jeden Alters.
Empfohlen von Monika Rieth
Anna Benning
Vortex - der Tag an dem die Welt zerriss
Kim Forester
Clans von Cavallon - Der Zorn des Pegasus
Übersetzung: Köbele, Ulrike
320 Seiten, ab 10 Jahren,
GEB 15.00 EUR
Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Es gibt: Einhörner, Kelpies (Seepferde), Menschen, die als Händler und Schmiede arbeiten, Zentauren (Pferdemenschen) und die Pegasus (Pferde mit Flügeln).
Es beginnt mit einem Angriff auf eine friedliche Stadt, und schon geht alles drunter und drüber.
Die Gefühle der Erzähler sind sehr schön beschrieben. Außerdem hat jede Art ihre besonderen Eigenschaften. So sind Zentauren beispielsweise sehr intelligent und Einhörner gelten als blutdrünstig.
Die Gefühle der Erzähler sind sehr schön beschrieben.
Das Buch ist allen Fantasyfans zu empfehlen. Man muss nicht unbedingt ein Pferdefreund sein, um es zu mögen. Ich hatte es schon an einem Tag und in einer Nacht fast ausgelesen, weil es so spannend war.
Empfohlen von Livia Kester 11 Jahre
Julie Jewels - Perlenschein & Wahrheitszauber
Fischer Verlag
352 Seiten, ab 12 Jahren
GEB 16.99 EUR
Die 15-jährige Julie ist ein ganz normales Mädchen, mit Problemen wie sie für ganz normale Mädchen üblich sind. Ihre beste Freundin ist in ihren Kindergartenschwarm Noah verliebt. Außerdem macht sie gerne selber Schmuck und möchte alle ihre Probleme bis zu ihrem Geburtstag gelöst haben. Doch dann bekommt sie einen rätselhaften Schmuckkasten. Der enthaltene Schmuck scheint magische Kräfte zu haben, denn als Julie ein Armband umlegt, ist Merle, ihre beste Freundin, gezwungen die Wahrheit zu sagen. Sofort versuchen die beiden, dem Schmuck sein Geheimnis zu entlocken. Die Frage ist, ob die
Schmuckmagie wirklich harmlos ist oder ob sie vielleicht doch gefährlicher ist als alle dachten und weiß eigentlich ihre Mutter davon?
Das Buch ist sehr spannend geschrieben, und man möchte es nicht aus der Hand legen.
Empfohlen von Livia Kester - 11 Jahre
Connie Glynn
Prinzessin undercover - Geheimnisse
Fischer Verlag
Übersetzung: Illinger, Maren
400 Seiten, ab 12 Jahren
GEB 18.00 EUR
Das Mädchen Eleanor Prudence Wolfson, genannt Ellie, würde alles dafür tun, wie ein normales Mädchen zu leben. Sie ist aber die Prinzessin von Maradova. Lotti Pumpkin hingegen ist ein ganz normales Mädchen aus eher ärmlichen Verhältnissen. Sie wünscht sich schon immer, eine Prinzessin zu sein.
Ausgerechnet diese beiden unterschiedlichen Mädchen stoßen auf dem Internat Rosewood Hall aufeinander und müssen sich ein Zimmer teilen. Lottie musste hart arbeiten für das Stipendium, um auf dem teuren Internat aufgenommen zu werden.
Ellie möchte der Prinzessinnen-Welt entkommen und flieht davor auf das Internat für "normale" Kinder.
Einmal sagt sie zu Lotte: "Es ist einfach zu komisch. Ich würde alles dafür geben, an deiner Stelle zu sein. Ich wollte schon immer nur eins: keine Prinzessin mehr sein, und dann lande ich ausgerechnet mit einem Mädchen im Zimmer, das von Prinzessinnen besessen ist!"
Richtig spannend wird es, als eine Verbrecherbande es auf Ellie abgesehen hat. Ellie weiß, dass sie in Gefahr schwebt.Die Mädchen beschließen spontan die Rollen zu tauschen, und eine sehr spannende Verfolgungsjagd beginnt.
Mir hat das Buch gut gefallen. Interessant finde ich, wie die sehr unterschiedlichen Mädchen zu besten Freundinnen werden. Am tollsten allerdings hat mir die Verfolgungsjagd gefallen, die so spannend war, dass ich das Buch fast nicht weglegen konnte. Ich empfehle das Buch auf jeden Fall, auch wenn ich mich ganz schön konzentrieren musste, um bei der Verfolgungsjagd den Überblick zu behalten.
Empfohlen von Lotte Dorner - 11 Jahre alt
Tuutiki Tolonen
Monsternanny- Eine ungeheuerliche Überraschung
Hanser Verlag
Übersetzung: Stohner, Anu; Illustration: Pitkänen, Pasi
397 Seiten, ab 9 Jahren
GEB 14.00 EUR
Die Mutter der Hellema-Kinder hat einen Wellness-Urlaub in Lappland gewonnen, aber der Vater ist nicht so oft zu Hause. Ein Glück, dass die Lotterie eine Haushaltshilfe schickt, ansonsten könnte Kaapo (9) ja auch auf seine Beiden Schwestern Hilla (11) und Maikki (6) aufpassen. Er findet nämlich, dass er vernünftiger als seine ältere Schwester Hilla ist. Jedoch in einer Sache scheint sie die Vernünftigere zu sein, denn Maikki behauptet einen sprechenden Bademantel zu haben und Kaapo glaubt ihr, weil er gesehen hat, wie er sich bewegt.
Als die Mutter sich gerade auf den Weg machen will, kommt die Haushaltshilfe endlich an - ein Monster!!!
(Oder wie in der Gebrauchsanweisung steht: ausgebildeter Waldmensch, volkstümlich auch Waldtroll oder Monster genannt.)
Zunächst möchte die Mutter gar nicht erst abreisen, doch dann fährt sie trotzdem weg und lässt die Kinder alleine mit der Monsternanny, da der Vater wegen eines Schneesturms erst später kommen kann. Eigentlich geht ja alles ganz gut, und die Kinder finden sogar ein Buch über die seltsamen Waldgeschöpfe, doch wieso scheint die Monsternanny immer so traurig?
Ich fand das Buch sehr spannend und für so gut wie jedes Alter geeignet. Ich kann mir vorstellen, dass es auch meinen beiden Schwestern, 7 und 5 Jahre alt, gefallen würde.
Empfohlen von Livia Kester - 11 Jahre
Anna Ruhe
Die Duftapotheke
Ein Geheimnis liegt in der Luft
Ausgezeichnet mit dem Leipziger Lesekompass 2018
Arena Verlag
264 S. ab 10 J.
GEB 12.99 €
Als Luzie mit ihrer Familie aufs Land zieht, ist sie erst mal gar nicht erfreut, zumal es sich bei ihrem neuen Zuhause um eine alte, halb verfallene Villa handelt. Ein Traum für ihre Mutter als Restauratorin.....
Als Luzie kurze Zeit später mit ihrem Bruder Benno und dem Nachbarsjungen Mats das Haus erkundet und dabei einen seltsamen Globus findet und außerdem auch noch eine geheimnisvolle Kammer entdeckt, ist sie alles andere als gelangweilt. Plötzlich geschehen merkwürdige Dinge im Dorf, und wer ist eigentlich dieser Gärtner, der nie älter zu werden scheint?
Das Buch ist sehr spannend, und man kann sich lebhaft vorstellen was passiert - ein Fantasy- und Abenteuer-Roman für alle, die gerne Geheimnisse lüften.
Empfohlen von Livia Kester - 11 Jahre
Anja Janotta
Die Trabbel-Drillinge - Heimweh-Blues und heiße Schokolade
cbj Verlag
224 Seiten, mit s/w-Vignetten von 10-99 J. .
GEB € 13.00
1:200 Millionen ist die Wahrscheinlichkeit Drillinge zu bekommen, und doch gibt es sie: Franka,
Bella und Vicky. Bella heißt eigentlich Isabella und ist diejenige, die am meisten von Mode hält und immer perfekt gestylt
ist. Vicky ist das Genie, das immer alle Hausaufgaben macht und Handyspiele aller Art liebt. Franka macht die beste heiße Schokolade, aber ansonsten ist sie einfach nur nett und das findet sie SUPER
doof, denn jeder weiß: Nett ist die kleine Schwester von S******!!!. Die drei sind so berühmt, dass jeder in Berlin sie kennt und jeder Journalist gerne ein Interview mit ihnen machen will. Doch als
ein richtig mieser Artikel über die Trabbel-Drillinge erscheint, und niemand mehr etwas mit ihnen zu tun haben möchte, sind die drei gezwungen mit ihrer Mutter Babs auf’s Land zu ziehen, um dort den
Traum ihrer Mutter zu erfüllen, ein eigenes Biohotel zu eröffnen. Doch in Deininghofen läuft auch nicht alles nach Plan, zumal es dort Wenige willkommen heißen, dass die von Trablinburgs nur
biologisch und ökologisch angebaute Dinge essen und verwerten. Vor allem der Schreiner ist beleidigt, weil Babs kein Tropenholz in ihren Möbeln haben will, und der Sohn des Schreiners, Severin Mack,
setzt alles daran, die Eröffnungsfeier zu sabotieren. Auch in der Schule haben die drei Probleme, Freunde zu finden. Doch zum Glück sind da noch Johanna und ihr Bruder Rudi, die den dreien ihre Hilfe
anbieten. Da müsste doch eigentlich alles klappen, oder ?.......
Empfohlen von Lesekind Livia Kester, 11 Jahre - einem unserer Lesekinder
Sara Holland
Everless - Zeit der Liebe
Aus dem Englischen von Sandra Knuffinke und
Jessika Komina-Scholz,
Illustration: Kerstin Schürmann
Oetinger Verlag
384 Seiten, ab 14 J.
Geb. € 18.00
Das Mädchen Jules lebt in einer Welt, in der Lebenszeit die Währung ist, in der bezahlt wird. Zeit ist das kostbarste Gut für die Armen, mit
dem sie die Reichen bezahlen, die damit ihr Leben um viele Jahre, sogar Jahrhunderte verlängern können.
Jules und ihr Vater gehören natürlich zu den Armen und kommen gerade noch so über die Runden.
Als das reiche Haus Everless eines Tages Hilfskräfte benötigt, zögert Jules nicht lange und bewirbt sich, obwohl sie als kleines Kind mit ihrem Vater von dort fliehen musste. Und Jules trifft wieder
auf Roan, in den sie schon als Kind verliebt war und dessen gemeinen Bruder Liam .
Bald findet sich Jules in einem Netzwerk von Geheimnissen wieder.
Als ich das Buch zum ersten Mal auf der Auslage entdeckte, sprach mich sein Cover nicht besonders an, dafür fand ich den Klappentext umso spannender. Vor allem die Aufforderung „stell dir vor“
erweckte mein Interesse. Alle Personen des Buches haben einen interessanten Charakter, besonders die wichtigsten (meiner Meinung nach Roan, Liam und Jules). Was ich etwas schade fand ist, daß die
Autorin nicht die Perspektiven der Charaktere wechselt, wenn es spannend wird. Gerne hätte ich gewusst, was Liam oder Jules in diesem Moment gedacht oder gefühlt hätten.
Von allen hat mir Roan am wenigsten gefallen, da er immer als total glücklich und zufrieden beschrieben wird. Alles in allem handelt es sich um ein sehr spannendes Buch, bei dem man sich schon
auf die Fortsetzung freut.
Empfohlen von Anabella Wilkesmann, 12 Jahre - einem unserer Lesekinder
Aus dem Englischen von Katharina Orgaß
Fischer Verlag
384 Seiten, ab 10 J.
geb. € 14,95
Die junge Füchsin Isla ist auf der Suche nach Ihrem verschwundenen Bruder Pirie. Unterwegs begegnet sie vielen Gefahren. So trifft sie beispielsweise auf Karka, die mit ihrer gefürchteten Bande von "Gebrochenen"versucht Islas Willen zu rauben.
Die "Gebrochenen" sind Füchse, deren Willen bereits geraubt wurde. Der ebenfalls junge Fuchs Siffrin bietet Isla seine Hilfe an. Auch er ist auf der Suche nach Pirie, allerdings im Auftrag der Ältesten. Die Ältesten sind weise Füchse, die die Fuchsmagie perfekt beherrschen. Auch Siffrin beherrscht die Fuchsmagie, wie zum Beispiel das Karraken ( ein Tier nachmachen und damit den Gegner verwirren), und das Verflimmern (unsichtbar machen) oder Wa'akkir (eine andere Gestalt annehmen). Siffrin rettet Isla aus vielen Gefahren und bringt ihr ebenso einen Teil der Fuchsmagie bei.
Doch Siffrin scheint ihr etwas zu verbergen.
Kann Isla ihm trauen?
Empfohlen von Livia Kester (11 J.) - einem unserer Lesekinder
James Krüss/Günther Jakobs
Der Reisepudel Archibald
Boje Verlag
32 S. ab 4 J.
13,00 Euro
Bereits 1960 erschien "Der Reisepudel Archibald" im Boje Verlag, war jedoch schon seit vielen Jahren nicht mehr lieferbar. Hin und wieder konnte man ein Exemplar bei Anbietern antiquarischer Bücher finden, allerdings zu enorm hohen Preisen. Klar, denn wer wollte sich schon von so einem wunderbaren Buch trennen? In vielen Familien wurde dieser Schatz von Generation zu Generation weitergegeben. Wer dieses Glück nicht hatte, musste - je nach Zustand - zwischen 75,00 und 120,00 Euro für ein gebrauchtes Exemplar hinlegen. Endlich wurde diesem unhaltbaren Zustand ein Ende bereitet: seit Kurzem ist eine im Format etwas größere, gegenüber meiner Ausgabe von 1960 auch um einige Reiseziele erweiterte und von Günther Jakobs herrlich neu illustrierte Ausgabe des Bilderbuchklassikers für nur 13,00 Euro wieder erhältlich.
"Der Reisepudel Archibald,
der lebte in Paris,
bis er an einem Donnerstag
die schöne Stadt verließ."
Mit diesen Worten beginnt Archibalds großes Reiseabenteuer. Von Paris aus fährt er mit seinem Opel zuerst nach Bern und Rom, danach geht es nach Madrid und Athen, und nach dem Besuch weiterer 10 Städte landet Archibald schließlich wieder in Paris. Doch da ist er nicht mehr allein, denn in Amsterdam hat er das Fräulein Pudelgunde kennengelernt, fortan seine Lebensgefährtin: "Sie hüpfte in sein Auto, als hätte sie's geübt. Und wenn ich mich nicht irre, war Archibald verliebt."
Die Reiseroute können Kinder ganz einfach auf einer neu hinzugekommenen Europakarte nachvollziehen. Einige Begriffe oder Wörter, die heutzutage so nicht mehr benutzt werden, oder die sich im Laufe der Geschichte verändert haben, werden leicht verständlich erklärt.
Die zeitlosen Reime des großen Sprachkünstlers James Krüss wurden an einigen wenigen Stellen geringfügig geändert, haben jedoch ihren Esprit durchweg behalten. Augenzwinkernd und keinesfalls antiquiert, bringen sie Besonderheiten und Typisches der Städte und Länder auf Archibalds Route für Kinder ab 4 Jahren treffend und lustig auf den Punkt. Auch die sehr schön gelungenen Illustrationen von Günther Jakobs bringen frischen Wind in dieses wunderschöne Bilderbuch, ohne ihm seinen nostalgischen Charme zu nehmen.
Empfohlen von Ralph Wagner
Al Mansoour, Hayfa
Das Mädchen Wadjda
aus d. Engl. v. Frischer, Catrin
ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2016
cbt-Verlag
geb., 304 S. ab 10 J.
€12,99
Es gibt nichts Schöneres als ein grünes Fahrrad!
Die elfjährige Wadjda ist ein energisches und mutiges Mädchen, das Regeln und Konventionen nicht einfach hinnehmen will. Sie macht sich ihre eigenen Gedanken über das Leben in Riad im Allgemeinen und das der Frauen im Besonderen. Warum darf sie nicht wie ihr bester Freund Abdullah Fahrrad fahren? Nichts wünscht sie sich sehnlicher als das grüne Fahrrad im Laden um die Ecke. Doch für Mädchen gehört sich das in diesem Land nicht. Hier schreibt eine Autorin aus der Innensicht ihres Kulturkreises- einem Leben in engen Grenzen, mit Einblicken in die Problematik der Zweitfrau, über die Stellung des Mannes in der arabischen Welt.
"Das grüne Fahrrad wird zum Symbol für Rebellion, Freiheit und Gleichberechtigung. Gleichzeitig drückt Wadjda mit ihrem Wunsch nach einem grünen Fahrrad etwas
allgemein Kindliches aus. Die spannende und berührende Geschichte führt in eine fremde Welt. Sie schärft die Wahrnehmung für den arabischen Kulturraum, vermittelt Weltwissen und wirbt um Verständnis
und Verstehen. Sie zeigt was Freiheit meint, und wie wichtig es ist, sie zu verteidigen. ....... Die dichte Erzählweise hat Catrin Fischer in ihrer Übersetzung aus dem Englischen gekonnt
wiedergegeben.“
(Aus der Jurybegründung zum deutschen Jugendliteraturpreis 2016, Sparte Kinderbuch )
Empfohlen von Monika Rieth
Claire Freedman, Kate Hindley
Anton und Stups
Thienemann Verlag
32 S., Bilderbuch ab 4 J.
€ 12,99
Anton hätte so gerne einen Hund - und er begegnet Stups.
Anton ist mit seinen Eltern in die Stadt gezogen. Er vermisst sein altes Zuhause, vor allem seine Freunde. Er verkriecht sich in seinem Zimmer und will niemanden sehen. Aber eines Tages drängt es ihn hinaus, obwohl es in Strömen regnet. Da entdeckt er einen kleinen, weißen, patschnassen Hund, der seine rote Leine hinter sich her schleift. Auf seinem Halsband steht Stups.
Anton schnappt sich die Hundeleine und Stups läuft fröhlich hinter ihm her.
Anton und Stups verbringen einen schönen Tag zusammen, spielen und essen Eis. Seit langem ist Anton wieder glücklich. Aber was, wenn Stups doch jemand anderem gehört? Jemandem, der den kleinen Hund überall sucht? Am Abend sieht Stups ganz traurig aus, und weil Stups am nächsten Tag immer noch traurig ist, bastelt Anton einen Steckbrief von Stups. Er hängt ihn überall auf, aber keiner scheint Stups zu vermissen. Zum Trost besorgt Anton für Stups eine rote Kuscheldecke und Hundespielzeug, und da geht es ihm gleich wieder besser.
Eines Morgens als Anton mit Stups durch die Gassen der Stadt streift, beginnt Stups auf einmal ganz freudig zu bellen, und reißt sich mit seiner Leine los. Anton rennt hinterher. In einem Park
hinter einer Hecke, sitzt traurig ein Mädchen im roten Mantel und roten Stiefeln auf einer Schaukel. Da weiß Anton sofort wem Stups gehört. Das Mädchen namens Lisa ist überglücklich, Stups
wiederzusehen, aber Anton ist traurig. Er fragt Lisa, ob sie ihn mit Stups besuchen möchte. Und Lisa ist sofort einverstanden..........
Eine herzerwärmendes Bilderbuch vom Freunde suchen und finden, dessen schöne Illustrationen Kinder mit Sicherheit ansprechen.
Empfohlen von Monika Rieth
Kristina Andres
Nun schlaft mal schön
Elfeinhalb Gutenachtgeschichten von Fuchs und Hase
Moritz Verlag
geb. 64 S., ab 3 - 6 J.
€ 14.95
„Fuchs und Hase leben weit weg, hinter den Maulwurfshügeln, in einem kleinen hellen Haus.“ Können sie nicht schlafen, zählen sie gute Nächte (335 an der Zahl). Wünschen sie einander Gute Nacht, stimmen der rauschende Birnbaum, die Himbeeren und die Sterne mit ein. Ist Hase krank und glaubt im Fieber, es schneie, schiebt Fuchs ihn mitten im Frühling im Schlitten durch den Kirschblütenschnee. Ansonsten erleben sie Abenteuernächte im Zelt, transportieren Fische in Kängurus Beutel und üben Schlafen auf Fledermausart. Kristina Andres Gute-Nacht-Geschichten von Fuchs und Hase wärmen das Herz. Sie erzählen von Freundschaft, Geborgenheit und dem Leben auf dem Lande.
Empfohlen von Monika Rieth
Andres, Kristina//Barbara Scholz (Illu.)
Mucker und Rosine
Beltz Verlag
geb. 186 S., ab 6 J.
€ 13,95,
Alles könnte so schön sein, wenn nur der fiese Fuchs nicht wäre!
Hase Mucker wird es in der Stadt bei seiner Tante Heidi langsam zuviel. Ihr Putzfimmel bringt ihn zur Weißglut. So kann er sein Glück kaum fassen, als er erfährt, dass er ein Haus am
Waldrand geerbt hat. Er überlegt nicht lange, schnappt seine sieben Sachen und macht sich auf den Weg durch den geheimnisvollen Wald, in dem allerhand Abenteuer auf ihn warten. Es ist nicht so
einfach für ihn, sein neues zu Hause im Wald zu finden, aber unterwegs findet er schnell Freunde: die smarte Feldmaus Rosine, die ihn immer wieder aus misslichen Situationen befreit, Molle Maulwurf
und die freundliche Elefantendame Berta. Gemeinsam sind sie unschlagbar beim Meistern von Abenteuern, wie skurrile Eulenhypnosen, Überschwemmungen und vor allem, wenn Tante Heidi plötzlich und
unerwartet im Waldmeisterrausch auftaucht. Wären da nicht die gemeinen Angriffe vom fiesen Fuchs! Allen ist klar, ihm muss endlich das Handwerk gelegt werden. Aber wer die richtigen Freunde hat, muss
sich vor nichts fürchten, selbst nicht vor dem bösen Fuchs. Dieses skurrile und einfallsreiche Kinderbuch bringt alle zum Schmunzeln. Auch die witzigen und gelungenen Illustrationen von Barbara
Scholz tragen zur guten Laune bei.
Ein Buch zum Vorlesen, gemeinsamen Anschauen und Lachen.
Empfohlen von Monika Rieth
Anne Fine
Tagebuch einer Killerkatze
Mit Illustrationen von Axel Scheffler
Aus dem Englischen von Barbara Heller
61 Seiten
geb. 9,95 €, ab 6 J.
Moritz Verlag
"Okay, okay, hängt mich ruhig auf! Ja, ich hab den Vogel getötet. Du lieber Himmel, ich bin nun mal eine Katze." -
Was für ein ungewöhnlicher und starker Anfang für ein Kinderbuch! Erzählerin der Geschichte ist Kuschel, Ellies heiß geliebte Katze. Am Montag präsentiert Kuschel voller Stolz ihrer Familie einen erlegten Vogel auf dem Teppich im Wohnzimmer. Nobody is amused - selbst Ellie bekommt einen Weinkrampf. Am Mittwoch bringt Kuschel eine tote Maus ins Haus. Ellie ist verzweifelt und redet ihrer Katze ins Gewissen, doch bitte ihr zuliebe damit aufzuhören, ständig tote Tiere anzuschleppen. Kuschel versucht zumindest "reumütig dreinzuschauen". Als Kuschel aber am Donnerstag den toten Hasen der Nachbarn durch die Katzenklappe zerrt, sind alle außer sich und der Katze werden harte Konsequenzen angekündigt.
Alle Indizien scheinen gegen Kuschel zu sprechen, aber ist sie wirklich Hoppels Mörderin? In dem Satz "Ich bin nun mal eine Katze", der sich durch das ganze Buch zieht, zeigt sich das Problem, das Ellie mit Kuschel hat: Es fällt ihr schwer zu akzeptieren, dass ihre liebe Kuschelkatze ein Raubtier ist, das tötet. Während die Menschen reden (können), kann Kuschel nur zuhören und niemals etwas richtig stellen oder gar widersprechen. Mit feinem Humor und einem herrlich ironischen Ton lässt uns Anne Fine an Kuschels Überlegungen und ihren für niemand hörbaren Kommentaren teilhaben. Damit veranschaulicht sie, ohne zu moralisieren, dass nicht immer alles so ist, wie es scheinen mag, und dass man sich vor all zu schnellen Urteilen hüten sollte.
Die mal wieder großartigen Illustrationen von Axel Scheffler bereichern den tollen Text aufs Vortrefflichste. "Für alle, die schon gerne selber lesen", hat der Moritz-Verlag seine Buch-Reihe genannt, in der das "Tagebuch einer Killerkatze" erschienen ist. Es eignet sich aber auch hervorragend, um es Kindern, die noch nicht lesen können, vorzulesen.
Empfohlen von Ralph Wagner
Aleksandra Mizielińska/Daniel Mizieliński
Unter der Erde - Tief im Wasser
Aus dem Polnischen von Thomas Weiler
Moritz Verlag
112 Seiten, ab 7 J.
€ 29,--
Wie sieht es auf dem Grund der Ozeane aus oder tief unter der Erde?
Mit ihren gelungenen Bildern entführen die beiden Illustratoren Aleksandra Mizielińska und Daniel Mizieliński in "Unter der Erde - Tief im Wasser" junge LeserInnen in eine atemberaubende, unbekannte Welt.
Bereits das Inhaltsverzeichnes Ihres neuen Kinderbuches ist ein doppelter Augenschmaus, denn die beiden Autoren legen mit "Unter der Erde – Tief im Wasser" ein Wendebuch vor.
Das blaue Cover führt ins Wasser und das rötliche Cover unter die Erde.
Es ist eine faszinierende und wenig erforschte Welt, der sich die beiden Zeichner und Autoren widmen. Und wie bei den Vorgängerbüchern zeigen sie erneut ihr großes gestalterisches Können.
Mit gelungenen Illustrationen und fundierten Kurztexten führen sie uns das Leben auf der Erde im flüssigen und festen Untergrund vor Augen. Meter für Meter steigen sie hinab ins Wasser und unter die
Erde.
Im Wasserteil geht es vom See ins Meer, über Korallenriffe, Fische und Säuger zu rauchenden Schloten bis in die Tiefsee mit ihren unheimlichen Bewohnern. Im Challenger-Tief (10.994 Meter), am
Boden des Marianengrabens, ist die Unterwasserreise schließlich in der Mitte des Buches zu Ende. Dann stößt man auf die Erde, denn hier treffen sich die beiden Tiefenbohrungen.
Warum gehen schwere Boote nicht unter? Wie schwimmen Fische? Was bedeuten Wasserdruck und Dichte? Wen fressen Koloss-Kalmare? Und wie? All diese Fragen erklären handgeschriebene Begleittexte, die das
Wesentliche auf den Punkt bringen und auch Kurioses nicht aussparen, wie etwa den 260 Kilogramm schweren Tauchanzug der Brüder Carmagnolle (1882).
Dass es unter der Erde nicht weniger spannend zugeht, und das Leben hier ebenso vielfältig ist wie die technischen Möglichkeiten des Menschen, Tausende von Metern in die Tiefe vorzustoßen, zeigt der
andere Erzählstrang des Buches. Er beginnt mit Würmern und Maulwürfen, Knollengewächsen und Wurzeln, führt zu Leitungen und Kabeln, in Höhlen und U-Bahn-Röhren, vorbei an Fossilien und Bodenschätzen,
über Vulkane und Geysire bis ins Innerste der Erde.
Mit ihrem neuen Buch ist dem polnischen Autoren- und Illustratorenduo Aleksandra und Daniel Mizielinski nicht zum ersten Mal ein wahres Meisterwerk gelungen
Empfohlen von Monika Rieth
Piotr Socha
Bienen
Aus dem Polnischen von Thomas Weiler
Gerstenberg Verlag
68 Seiten, ab 6.J.
€ 24,95
Bienen soll es bereits seit mehr als 100 Millionen Jahre geben. Vermutlich waren sie seit Beginn ihres
Erscheinens jagende Räuberinnen, die andere sich von Blütenpollen und Blütennektar ernährende Insekten fraßen, aber im Laufe der Evolution ihre Ernährungsgewohnheiten änderten und zu
Vegetarierinnen wurden. Und so ist es bis heute geblieben. Bienen sind nicht die einzigen, aber noch immer die wichtigsten Bestäuber. Sie sorgen für die Vermehrung der Pflanzen und damit dafür, dass
wir Obst und Gemüse und obendrein auch noch den gesunden und leckeren Honig ernten können.
Das prächtig und amüsant illustrierte Buch von Piotr Socha anzuschauen und die durch und durch informativen Texte zu lesen, ist ein wahrer Genuss. Egal ob klein oder groß, wer sich noch nicht näher
mit Bienen beschäftigt hat, wird viel über sie erfahren und große Freude mit diesem Buch haben. Neben einer Fülle an grundlegend Wissenswertem ist das Buch zudem eine wahre Fundgrube für interessante
Details aus dem Leben der Bienen und der Welt der Imkerei.
In 36 "Kapiteln" widmet sich Piotr Socha überwiegend mit Doppelseiten jeweils einem Aspekt. Das sind, um einige Beispiele zu nennen:
Der Körperbau der Bienen, Menschen und Bienen, Bienenkönigin und Fortpflanzung,
Bienentänze, Bienen im alten Ägypten und der griechischen Mythologie,Ausrüstung des Imkers, Wanderimkerei, Stadtbienen und Insektenhotels......
Dieses großartige Familienbuch vermittelt Wissen auf äußerst unterhaltsame Weise und bringt mit mancher Textstelle oder Details der wunderbaren Zeichnungen zum Lachen. Mir persönlich haben die
Kapitel über Zeidlerei, Figurenbeute und die Honigernte bei Wildbienen in Afrika und Asien besonders gefallen.
Empfohlen v. Ralph Wagner
Alison McGhee
Komm, wir fliegen zum Mond
Die großen Abenteuer von Fünkchen und Zirps
Hanser Verlag
geb. 256 S., ab 8 J.
€ 17,-
Eine Mondreise mit Freunden!
Fünkchen, das Glühwürmchen, träumt von einer Reise zum Mond, ohne Rakete, nur mit eigener Kraft. Allzu eng und wohlbehütet ist ihm der hohle Baum, in dem geborgen das Glühwürmchenvolk lebt. Fünkchen ist das neugierigste und mutigste der Glühwürmchenkinder. Elder, der Hüter der Glühwürmchenkinder, hat viel Verständnis für Fünkchens heimliche Ausflüge, nachts, wenn alle anderen in ihren Spinnwebhängematten schlafen. Er versorgt Fünkchen mit den besten Ratschlägen, wie man sich am besten vor den Riesen (den Menschen) und anderen Gefahren schützt. Natürlich hat Fünkchen mutige Verbündete. Da ist ihr Freund Zirps, der Grillenjunge, der unbedingt ein Ass unter den Fängern beim Baseball werden möchte. Zusammen wagen sie sich aus dem Tal der Glühwürmchen hervor, um ihre Träume in die Tat umzusetzen, und natürlich helfen sie dabei auch Peter dem „Riesenkind“, der seinen besten Freund Charlie sehr vermisst.
Genauso gelungen wie die Geschichte der amerikanischen Autorin Alison McGhee, die neben Kinder- und Jugendbüchern auch Romane für Erwachsene schreibt, sind die Vignetten und ganzseitigen farbigen
Bilder von Christopher Denise. So fängt er z.B. einen kleinen Löwenzahnsamen so detailliert ein, als würde er ihn durch eine Lupe betrachten.
Fünkchen und ihre Freunde probieren viele neue Dinge aus. Sie lassen sich nicht von ihrem Weg abbringen, auch wenn sie dabei gehörig bei ihren Lehrern anecken.
Ein wunderbares Buch über Freundschaft, Mut und das Verwirklichen von Träumen.
Empfohlen von Monika Rieth
Boie, Kirsten
Thabo - Detektiv Gentleman
Der Nashorn-Fall
Oetinger Verlag
geb. 304 S. ab 10 J.
€ 13,40
Little Mister Marple
Thabo und Sifiso sind Waisenkinder und leben in Südafrika. Sifiso und seine drei kleinen Geschwister sind auf sich gestellt, während Thabo, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, bei seinem Onkel einem Wildpark-Ranger lebt. Befreundet ist Thabo auch mit Emma, deren Mutter ein Hotel besitzt, und Emmas Großmutter Miss Agatha. Gemeinsam schauen sie sich Miss Marple Filme an, und davon inspiriert, möchte Thabo Privatdetektiv werden, oder auch Gentleman, denn Thaibo legt sehr viel wert auf gutes Benehmen.
Da wird im Naturschutzpark ein Nashorn wegen seines Horns getötet und Thabos Onkel gerät unter Verdacht. Um ihn zu entlasten, versuchen Thabo und seine Freunde den Fall
aufzuklären............
Auffallend ist, wie sensibel Kirsten Boie die kulturbedingt unterschiedlichen Wahrnehmungen der Romanfiguren in die Handlung eingeflochten hat.
Ein lesenswerter Kinderkrimi. Mittlerweile gibt es einen zweiten Band von Thabo, und um seinen zweiten Fall zu lösen, muss er einer Krokodilspur folgen.
Empfohlen von Monika Rieth
Katrin Zipse:
Antonia rettet die Welt
Papageienparty
Magellan Verlag
272 S., ab 11 J.
€ 14,95
Im Ungarischen gibt es vierzehn Buchstaben mehr als bei uns!
Toni ist dreizehn und hat zwei volljährige, aber immer noch pubertierende Geschwister namens Igor und Valentina.
Tonis Vater ist etwas unbeholfen und tollpatschig. Er versucht in Ungarn eine Computerfirma aufzubauen, dabei quetscht er sich in einem Fotokopierer ernsthaft die Hand. Um ihm zu helfen, beschließt
die Mutter mit Toni für einige Monate nach Budapest zu ziehen. Dagegen sträubt sich Toni sehr, und sie googelt im Internet alle möglichen Widrigkeiten, die sie ihrer Mutter als Argumente gegen die
Reise nach Ungarn vorlegt. Da ist nicht nur das Alphabet. Es soll dort auch acht Grundschuljahre geben und jeden Tag Gulasch, auch mit Hundefleisch.
In Wirklichkeit aber will Toni auf keinen Fall ihre beste Freundin Paulina im Stich lassen und auch nicht ihren Nachbarn Jonas mit Gips an Hand und Fuß. Sein Hund Mr. Bond wartet darauf, täglich von
ihr Gassi geführt zu werden.
Toni schafft es, ihre Mutter zu überzeugen. Sie darf bei ihren erwachsenen Geschwistern bleiben, um darauf zu achten, dass Igor nicht immer und überall zu spät kommt und Valentina nicht ständig mit ihrem Freund versumpft. Die beiden sind jedoch nicht die einzigen Chaoten in ihrem Leben. Da sind Paulinas kleine quirlige Zwillingsbrüder Matti und Marek, die sie hütet, damit Paulina sich mit ihrem Schwarm Bekir treffen kann. Bei ihrem geheimen Zooausflug mit den Zwillingen rechnet Toni nicht mit der Tragweite, die der Unfug der beiden anrichtet, und auch nicht damit, auf abenteuerliche Jagd nach einer Diebesbande zu gehen, die Tiere stiehlt. Ganz schön chaotisch, aber spannend.........
Katrin Zipse ist ein quirliger „Familien-Chaoten-Freundschafts-Liebes-Krimi-Abenteuerroman für Kinder ab 11 Jahre gelungen, der sich mit viel Spaß und Spannung liest. Die sympathische, leicht zerstreute Ich-Erzählerin Antonia liefert beim Lesen viele Impulse zum Schmunzeln, lautem Lachen und Kopfschütteln.
Empfohlen von Monika Rieth
Funke, Cornelia
Die Feder eines Greifs
Dressler Verlag
400 S., geb., ab 10 – 99 J.
€ 18,99
"Wenn Drachen träumen, fliegen sie.“
Zwei Jahre (im wirklichen Leben neunzehn) nach dem Sieg über Nesselbrand sind vergangen. Lung und seine Drachen-Gefährten leben am Saum des Himmels im Himalaya. Der nun 14-jährige Ben hat sich mit
seiner Familie nach Norwegen zurückgezogen, in das verborgene Tal Mimameidr, einer Art Schutzzone für Fabelwesen. Für Neueinsteiger werden zu Beginn des Buches die wichtigsten Figuren noch einmal
vorgestellt, z.B.: Lung, der silberne Drache, der sich vom Licht des Mondes ernährt; die Familie Wiesengrund, engagierte Fabelwesenschützer; der von ihr adoptierte Waisenjunge Ben; die Koboldin
Schwefelfell und der Homunkulus Fliegenbein. Zu den Protagonisten des ersten Bandes gesellen sich nun viele andere einzigartige Wesen und Fabeltierarten hinzu.
In Griechenland hat der Pegasus Anémos, der letzte seiner Art, seine Lebensgefährtin Synnefo verloren. Nun kommt er ins Tal mit drei mutterlosen Eiern, die ausgebrütet werden müssen. Damit sie
wachsen, müssen sie regelmäßig mit dem Saft der Sonnenfeder eines Greifs eingerieben werden. Aber Greife sind nicht nur grausame und herrische Tiere, sie hassen auch Pferde und Drachen. Es ist also
nicht davon auszugehen, dass Ben und seine Familie mit deren Hilfe rechnen können. Auf der Suche nach den Greifen reisen Ben und sein Ziehvater Barnabas Wiesengrund gemeinsam mit der fliegenden Ratte
Lola, dem Fjordtroll Hothbrodd und der nervösen Honigpapageiin Me-Rah nach Indonesien. Am Ende, als ihre Suche immer gefährlicher wird, brauchen sie doch noch die Hilfe des Silberdrachens Lung
und seines Kobolds Schwefelfell. Es kommt zu einem spannenden Showdown im Dschungel und wie die Geschichte endet? Das erfährt nur, wer das Buch liest oder vorliest.
Die Illustrationen zu ihrem neuen Buch hat Autorin Funke selbst gezeichnet.
In der „Feder des Greifs“ möchte Cornelia Funke die Welt in ihrer Vielfalt und Schönheit würdigen und sich für deren Schutz und Erhalt einsetzen, diese Absicht hat sie in ihrer leicht moralischen
Widmung dem Buch vorangestellt: „Ich habe diese Geschichte nicht für die geschrieben, die die Welt regieren wollen. Nicht für die, die ständig beweisen müssen,
dass sie stärker, schneller, besser als alle anderen sind… Diese Geschichte ist für all die, die den Mut haben zu beschützen, statt zu beherrschen, zu behüten, statt zu plündern und zu erhalten statt
zu zerstören.“
Cornelia Funke hat einen neuen Drachenreiter-Roman geschrieben, der nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene begeistert. Ich habe mich auf das Wiedersehen mit Ben, Lung, Schwefelfell und Co. Sehr gefreut, und ich muss sagen, meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Empfohlen von Monika Rieth
Wegelius, Jakob
Sally Jones - Mord ohne Leiche
aus dem Schwed. von Gabriele Haefs,
Gerstenberg Verlag
geb., ab 12-99 J.
€ 19,95
Die Gorilladame Sally Jones gelangte einst auf verschlungenen Wegen aus dem Herzen Afrikas nach Europa. Seitdem segelt sie mit dem finnischen Seemann und Schiffseigentümer Henry
Koskela als Maschinistin auf der Hudson Queen, einem kleinen Frachtdampfer, über die Weltmeere.
Was Sally Jones so besonders macht, ist nicht nur, dass sie eine Gorilladame ist. Sie hat sich im Laufe ihres Lebens eine ganze Menge menschliche Fähigkeiten angeeignet, wie z.B. das
Lesen, Schreiben, Rechnen, Dampfmaschinen bedienen und reparieren, und viele andere handwerklichen Fertigkeiten. Auch ein feiner Sinn für Musik und Literatur fehlt ihr nicht. Außerdem ist sie
Philantropin, denn das Leben ihr nahe stehender Menschen liegt ihr sehr am Herzen. Eines Abends – wir befinden uns sehr authentisch in den zwanziger Jahren – beginnt sie nach getaner Arbeit als
Maschinistin, in ihrer Kajüte auf einer Schreibmaschine der Marke Underwood No. 5, Baujahr 1908, die abenteuerlichen Ereignisse niederzuschreiben, die ihr und ihrem Kapitän im Laufe
der Jahre widerfahren sind.
Jakob Wegelius selbst hat Sallys Erzählung mit schwarzweißen Tuschebildchen an den Kapitelanfängen verziert.
Reiserouten von Sally Jones können in historischen Frontispizkarten nachverfolgt werden. Sallys Tagebuch zählt ganze 620 Seiten. Die Handlung setzt an Bord der Hudson Queen ein, die
bei einem Unwetter auf See untergeht. Kapitän Henry Koskela und seine Maschinistin verschlägt es in den Hafen Lissabons. Bei einem Streit im Hafen stürzt ein Portugiese ins Wasser. Was wichtig
für den Verlauf der Geschichte ist, seine Leiche wird nie gefunden. Kapitän Koskela wird fälschlicherweise des Mordes verdächtigt und und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Dadurch ist Sally Jones
gezwungen sich länger in Lissabon aufzuhalten als ihr lieb ist. Sie ist fest entschlossen die Unschuld ihres Kapitäns zu beweisen.
Nach einer gnadenlosen Jagd durch die alten Gassen Lissabons, verfolgt von aufgebrachten Menschenmeuten, findet Sally Trost bei der der jungen Fabrikarbeiterin Ana Molina, einer leidenschaftlichen
Fadosängerin, und ihrem Hauswirt Luigi Fidardo, einem begnadeten Instrumentenbauer und Uhrmacher. Hier findet Sally erst einmal die nötige Ruhe, bevor sie sich auf den Weg um die halbe Welt
macht, um mit detektivischem Gespühr zu beweisen, was es wirklich mit der verschwundenen Leiche im Hafen auf sich hat.
Ihre lange und abenteuerliche Reise führt sie von Lissabon über Istanbul, Singapur, Alexandria und Bombay bis in den sagenhaften Palast des Maharadschas von Bhapur und letztendlich auch nach New York. Um das Ende der Geschichte zu erfahren, hilft nur Lesen.
Das Tagebuch von Sally Jones wird auch Mädels und Jungs in den Bann ziehen, die sich sonst gerne auf das Lesen von Comics beschränken.
Kein Wunder, dass „Sally Jones“ mit dem renommierten "Augustpreis" für das beste schwedische Kinderbuch 2014 ausgezeichnet wurde. Fabelhaft übersetzt wurde es von Gabriele Haefs
empfohlen von Monika Rieth
Mats Wahl
Sturmland - die Reiter (Bd. 1)
aus dem Schwedischen von Gesa Kunter
Überleben in einer Welt voller Gefahren
Ich habe einige Bücher des schwedischen Jugendbuchautors Mats Wahl über die Jahre gelesen, und so hat mich auch sein ganz neues Projekt „Die Sturmlandreihe“ gleich sehr neugierig gemacht.
Mit der neuen Sturmlandserie erleben wir einen ganz unüblichen Mats Wahl, denn er hat für sein neues literarisches Projekt die Form der Dystopie und Abenteuergeschichte gewählt. Seinen politischen
und gesellschaftskritischen Themen, die er fast ausschließlich Jugendlichen widmet, ist er jedoch treu geblieben,
Teil I des Sturmlandepos - Die Reiter:
Schweden im Jahre 2060: Ziemlich unwirtlich ist die Welt geworden. Infolge einer atomaren Katastrophe ist eine verheerende Klimaveränderung eingetreten. Stürme haben ganze Landstriche zerstört und
feiner Sand färbt alles rot. Die meisten Menschen sind dem Befehl der totalitären Regierung gefolgt und in die Städte gezogen, so sind sie für das System besser überwachbar. Einige
Familien haben sich jedoch widersetzt und sind auf dem Land geblieben, in ständiger Angst vor der Gewalt marodierender Rebellen. So ergeht es auch der Familie der 16-jährigen Elin. Mit den
Geschwistern Lisa und Vagn lebt sie mit ihren Eltern und Großvater Frans - der die Welt auch noch kannte wie sie vor der großen Katastrophe war - auf einem Hof, der einer Festung ähnelt. Unter
Argwohn und Furcht wird mit High-Tech-Geräten, Bildschirmen und Kameras die Umgebung beobachtet. Viele Güter und vor allem Lebensmittel sind äußerst knapp geworden. Es fordert oft viel Geschick
und Schmugglerlist, sie zu ergattern.
Bei einem Ausritt geraten Elin und ihr Bruder Vagn in einen Hinterhalt. Die starke Elin kann sich mit ihrer Armbrust verteidigen, aber ihr Bruder Vagn wird entführt. Eine abenteuerliche
und lebensgefährliche Suche nach ihrem Bruder beginnt.
Wie unser Leben in 50 Jahren aussehen könnte, ist eine interessante Frage, und die Sturmland-Reihe der Versuch, eine Antwort zu geben, die nicht unbedingt positiv ausfällt.
Mats Wahl arbeitet nicht mit Rückblenden, die erklären wie es zur Katastrophe gekommen ist. Es werden nur die Auswirkungen beschrieben, wie, dass z.B.: Wildschweine so kontaminiert sind, dass sie von Spezialtrupps getötet und entsorgt werden müssen.
Einerseits werden beinah mittelalterliche Szenarien gezeichnet, z.B., wie Menschen sich mit Speer, Armbrust, Axt und Messer verteidigen, andererseits existieren moderne Kommunikationsformen, die
jedoch immer wieder versagen. Die Nachrichten, auf den Bildschirmen enthalten nichts Informatives mehr, sondern lediglich Propaganda.
Fazit: Die Lektüre von Sturmland macht süchtig. Sie ist fesselnd und packend sodass man Band 2 und 3 gleich weiterlesen möchte, und im Frühjahr können ungeduldig wartende Leser/Innen sich auf
Band 4 und 5 freuen.
Empfohlen von Monika Rieth
Emil Ostrovski
Wo ein bisschen Zeit ist
Fischer Verlag
geb. 302 Seitenab 12 -99 J.
€ 16,99
Drei Teenager und ein Baby auf der Flucht vor der Polizei!
An seinem 18. Geburstag bekommt Jack Podolsky einen unerwarteten Anruf von Ex-Freundin Jessie. Sie liegt in den Wehen und zwar mit seinem Kind. Also macht Jack sich auf den Weg ins Krankenhaus, um dort zu erfahren, dass sein Sohn Sokrates - genau der richtige Name für ein Neugeborenes findet Jack - laut Geburtsurkunde vaterlos ist und zur Adoption freigegeben wird. Jack handelt kurz entschlossen, entführt sein Baby aus dem Krankenhaus, kauft sich ein Auto und macht sich auf den Weg, seinen besten Freund Tommy aufzugabeln, und Sokrates offiziell seiner an Alzheimer erkrankten Großmutter vorzustellen. Am Ende schafft Jack es, auch Jessie zum Mitkommen zu bewegen. So befinden sie sich dann zu viert, drei Teenager und ein Baby, auf einem aberwitzigen Road- und Boattrip, auf dem Jack nicht nur tiefschürfende Gespräche mit Sokrates führt, sondern es auch zu einigen Aussprachen zwischen den drei Erziehungsberechtigten auf Zeit kommt. Unterwegs geraten die vier in einige skurrile und auch durchaus heikle Situationen. In den Nebenrollen treten dabei unter anderem auf: ein nettes, aber merkwürdiges Ehepaar, ein Bär, ein möglicherweise Verrückter und der größte Kiesel der Welt.
Emil Ostrovski gelingt mit "Wo ein bisschen Zeit ist" ein außerordentlicher Roman. Er schafft es gleichzeitig, philosophisch, tiefgründig und gut lesbar zu sein. Ostrovski hält ein Plädoyer darauf, nicht immer alles einfach so hinzunehmen, sondern nachzudenken, und wenn man handelt, auch Verantwortung dafür zu übernehmen.
Ein aberwitziges, zeitweise urkomisches Buch voller Anspielungen, philosophisch und anrührend.
Empfohlen von Louisa Scherer
Holly Goldberg Sloan
Glück ist eine Gleichung mit 7
aus dem Englischen von Wieland Freund
Hanser Verlag,
geb., 304 Seite, ab 12 Jahren
€ 16,90
Willow Chance, nach einem Kaltklimabaum benannt, ist anders. Sie zählt in 7er Schritten - überhaupt findet sie die Zahl 7 sticht positiv unter den anderen hervor -, lernt mal eben eine Sprache nebenbei (Vietnamesisch), um sich mit ihrer neuen und einzigen Freundin in deren Muttersprache unterhalten zu können, hat ein überdurchschnittliches Interesse an den Hautkrankheiten anderer Menschen und studiert das Verhalten von Fledermäusen.
Als Willow mit 12 Jahren ihre (adoptiv) Eltern bei einem Autounfall verliert, sind alle Menschen, die sie noch hat, der "unfähige" Sozialarbeiter Dell Duke, ihre Freundin Mai Nguyen mit Bruder Quang-ha und deren Mutter Pattie sowie den mexikanischen Taxifahrer Jairo. Diese Fünf versuchen, wenn auch auf einem nicht ganz legalen und unkonventionellen Weg, Willow vor einem Leben in einer Pflegefamilie zu bewahren.
Mit "Glück ist eine Gleichung mit 7" hat Holly Goldberg Sloan eine gelungene Mischung aus lustigen, traurigen und sehr hoffnungsvollen Szenen und somit eine wahnsinnig schöne und herzerwärmende Geschichte zu Papier gebracht, die aus Willows Sicht, aber auch der ihrer Freunde erzählt wird.
Dieses Buch ist für alle - von 12 bis 99 - wärmstens zu empfehlen, denen es nicht peinlich ist, beim Lesen an öffentlichen Orten laut los zu lachen, ober eben auch mal die eine oder andere Träne zu vergießen.
Empfohlen von Louisa Scherer
Olsson, Ingrid
Gleich, sagt Mama
Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer.
Illustrationen: Charlotte Ramel. Ab 3 Jahre
Bilderbuch, geb., ab 3 J., 32 S.
Klett Kinderbuch Verlag
13,95 €
Frida kommt mit ihrer Mama vom Einkaufen zurück. Sie waren mit dem Auto unterwegs. Als sie aussteigen, macht Frida einen aufregenden Fund: ein platt gefahrener, schon ganz vertrockneter Frosch liegt da auf der Straße. Diesen tollen Fund möchte Frida selbstverständlich ihrem Freund Malte zeigen. “Aber Mama sagt gleich. Erst wird gegessen”.
Dabei möchte Frida doch so gerne Malte sofort ganz genau erzählen, wo und wie sie den Frosch gefunden hat, und natürlich auch mit ihm gemeinsam darüber spekulieren, wie es wohl dazu gekommen ist, dass der Frosch jetzt so aussieht. “Aber Mama sagt Nein. Das Essen ist fertig. Den Frosch kannst du später zeigen”, obwohl das Essen noch im Ofen steht und Mama gerade erst den Tisch deckt! Klar, dass Frida immer ungeduldiger und übellauniger wird, weil alles einfach viel zu lange dauert.
Frida beginnt deshalb schon mal alleine, den Frosch genauer zu untersuchen, und versucht, ihren Kater Ozzy für die tolle Trophäe zu interessieren. Der zeigt jedoch keinerlei Interesse, und Mama schimpft dann auch noch: “Igitt. Tu den weg. Du kannst später damit spielen”. Und mit später meint Mama nach dem Essen. Dabei ist das Essen noch immer nicht fertig, und die Worte gleich und später mag Frida nun gar nicht mehr hören. Schlagartig ist Fridas Geduld zu Ende: sie will und kann jetzt nicht mehr warten. Auch ihren Zorn und ihre Wut kann sie jetzt nicht mehr länger im Zaum halten. Jetzt möchte Frida nur noch irgendetwas kaputt machen…
Das wunderbare Bilderbuch verdeutlicht in seinen frechen Bildern, die in ihren Details an Kinderzeichnungen erinnern, Fridas sich verändernde Gemütszustände und thematisiert die wichtige Frage nach dem Umgang mit Ungeduld und Wut auf sehr anschauliche und für Kinder ab 3 Jahren gut nachvollziehbare Art und Weise. Es zeigt einerseits, dass es (nicht nur für Kinder) nicht immer leicht, aber sehr wichtig ist zu lernen, auch mit unguten Gefühlen umzugehen. Warten und Geduld müssen gelernt werden. Andererseits macht die Geschichte auch klar, dass die eigene Aktion immer eine Reaktion beim Gegenüber hervorruft und eigenes Verhalten nicht folgenlos bleibt. Und nicht zuletzt können Eltern hier erkennen, wie wichtig es nach einem Streit oder Interessenskonflikt ist, ein klärendes Gespräch, Trost, Verständnis und Versöhnung miteinander einzuüben.
empfohlen von Ralph Wagner
Komako Sakai:
Hannas Nacht
aus dem Japanischen von: Ursula Gräfe
Bilderbuch, ab 3 Jahre
Moritz Verlag
€ 12,95
Erinnern wir uns nicht aus Kindertagen, wie unheimlich und dunkel die Nacht sein kann? Wenn alles ganz still ist, jedes leise Knarzen und Knistern die Sinne in der Dunkelheit schärft, und die Phantasie dunkle Wesen und Ungeheuer aus der Ecke schlüpfen lässt.
Über die Bewältigung der Angst im Dunkeln gibt es viele Bilderbücher. Dort werden bedrohliche Monster zu kuscheligen und liebreizenden Ungeheuern, zeigen sich von ihrer freundlichsten Seite und wiegen das verängstigte Kind in den Schlaf.
Ganz anders erlebt Hanna die Nacht. Sie erwacht im Dunkeln, reibt sich die Augen, setzt sich auf und horcht. Es ist still und alle schlafen. Sie berührt ihre Schwester an der Schulter, doch die schläft tief und fest. Aber da ist noch jemand, der nicht schläft und sich dehnt und streckt – Chino das Kätzchen.
Hanna streift allein mit Chino durchs Haus. Gibt Chino ein Schälchen Milch und isst heimlich Kirschen. Niemand merkt etwas. Sie betrachtet gebannt den leuchtenden Mond, geht zurück ins Kinderzimmer. Ihre Schwester schläft noch immer. Heimlich borgt sie sich ihre Puppe, ihre Spieluhr, dann Stifte, Heft und Mäppchen. Kuschelt sich ins Bett und spielt damit. Draußen gurrt eine Taube und langsam wird es hell. Hanna gähnt, reibt sich die Augen, kuschelt sich neben ihre Schwester und schläft mit Kätzchen Chino ein.
In warmen Blau-Grau-Tönen gezeichnet, ist dieses Bilderbuch von Komako Sakai wie gemacht für alle Kinder, die sich im Dunkeln fürchten oder einmal ganz alleine die Nacht erkunden möchten....
Zuletzt erschien von der Autorin, ebenso im Moritz Verlag, das Bilderbuch Der Bär und die Wildkatze (Text von Kazumi Yomoto).
Empfohlen von Monika Rieth
Gabriele Zevin: Bitterzart
Fischer Jugendbuch, 540 Seiten, € 16,99
ab 12 Jahre
New York im Jahre 2083: Nach einer großen Wirtschaftskrise sind Luxusgüter wie Schokolade und Kaffee verboten, Lebensmittel und Wasser rationiert. Täglich werden neue Sanktionen erlassen und Verbote erteilt. Die Polizei und die Regierung sind korrupt. Da ist es kein Wunder, dass der Schwarzmarkt auf den Straßen von New York aufblüht.
Anya Balanchine, 16 Jahre alt, lebt zusammen mit ihren Geschwistern und ihrer Großmutter in Manhattan. Da ihre Eltern tot sind, und ihre Großmutter zu alt und krank ist, um sich um die Familie zu kümmern, liegt es an Anya, dass alles seinen gewohnten Gang geht.
Alles was Anya möchte ist, dass ihre Familie sich in Sicherheit befindet.
Nicht gerade hilfreich dabei ist, dass ihre Familie die führende unter den Schokoladenschmugglern, auf dem Schwarzmarkt ist.
Obwohl Anya versucht, sich so gut wie möglich aus den Geschäften ihres Familienclans heraus zu halten, wird sie doch von allen mit ihnen in Verbindung gebracht.
Dass sie sich in Win Delacroix verliebt, hätte so schön sein können, wäre Win nicht der Sohn des zweiten Staatsanwaltes von New York, der für seine Initiative gegen den Schwarzmarkt und die Schmugglerei berüchtigt ist. Win Delacroix sieht es natürlich überhaupt nicht gern, dass sein Sohn mit der Tochter eines Mafiabosses zusammen ist. Er denkt, zurecht, dass dies seine Glaubwürdigkeit als Staatsanwalt in Frage stellt.
Als auf Anya auch noch der Verdacht des versuchten Mordes fällt, ist für ihn klar, dass die Beziehung seiner Karriere schadet. Er verbietet den beiden den Umgang miteinander. Sie treffen sich jedoch trotz allem weiterhin. Eine Weile geht das auch gut, bis die Presse von der Sache Wind bekommt.
Nun liegt es an Anya sich zu entscheiden, zwischen ihrer Familie, die sie über alles liebt oder Win, ihrer ersten großen Liebe.
Aufmerksam auf das Buch, bin ich durch das schöne und durchaus passende Titelbild geworden. Am Anfang hat es ein bisschen gedauert, bis ich mich in die Geschichte eingefunden hatte und mit der Protagonistin richtig mitfühlen konnte, was wahrscheinlich daran lag, dass man ohne eine wirkliche Einleitung direkt in die Geschichte hinein geworfen wird..
Obwohl das Buch mit über 500 Seiten ziemlich umfangreich ist, eignet es sich, dank der flüssigen und teilweise witzigen Erzählform, auch für jene, die eher weniger lesen. Da die Hauptperson 16 Jahre alt ist, und es an manchen Stellen auch mal ziemlich heftig zugehen kann, empfehle ich das Buch für alle, die älter als zwölf sind.
Empfohlen von Louisa Scherer
Sven Nordqvist
Findus zieht um
Deutsch von Maike Dörries
Bilderbuch, ab 4 Jahre,
Oetinger Verlag 2013, 12,95 Euro
978-3-7891-7909-9
Es wurde ja auch höchste Zeit! Nach über 10 Jahren können sich alle Fans nun endlich über ein neues Pettersson und Findus Bilderbuch freuen, und in der Geschichte können Eltern und Kinder sich wunderbar wiederfinden:
Der Kater Findus, mittlerweile so groß, dass er in einem eigenen Bett „mit hervorragender Federung“ schläft, raubt Pettersson den Schlaf. Jeden Morgen um 4 Uhr beginnt Findus mit seiner „Morgengymnastik“, will heißen, er hopst so lange auf seinem quietschenden Bett herum, bis Pettersson der Kragen platzt. Findus soll entweder erst hopsen, wenn Pettersson ausgeschlafen hat, oder er soll ausziehen. Da muss Findus nicht lange überlegen, denn Hopsen macht einfach viel zu viel Spaß: er zieht aus. Damit hatte Pettersson allerdings überhaupt nicht gerechnet. Schon graust ihm vor der Stille im Haus und vor den einsamen Abenden, also davor, dass alles wieder so wird wie zu der Zeit, bevor Findus zu ihm gekommen war. Trotzdem erfüllt er Findus den Wunsch nach einem eigenen kleinen Haus, das hoch genug zum Hopsen ist. Flugs wird das alte Plumpsklo zu Findus‘ neuem Zuhause umgebaut.
Findus zieht um ist wie seine Vorgänger ein großartiges Bilderbuch voller verrückter Einfälle. In ihm werden Fragen von Toleranz und Rücksichtnahme, Nähe und Distanz, persönlicher Freiheit und vielem mehr ganz ohne erhobenen Zeigefinger, liebevoll und überzeugend behandelt. Die Illustrationen sind so phantasievoll und reich an Details, dass man auch bei mehrmaligem Wiederlesen und Betrachten noch etwas zuvor Übersehenes entdecken kann. Ein herrlicher Spaß für Klein und Groß!
Ralph Wagner, Ypsilon Buchladen & Café
Antje Babendererde: Julischatten
Arena Verlag, 2012, 475 Seiten, 17,99 €
ab 13 Jahren
No way to run, nowhere to hide, no chance for a fight (aus dem Lied „Wounded Knee“ )
Sim verbringt ihren siebzehnten Geburtstag nach einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Da dies nicht ihr erster Alkoholexzess ist,
schicken ihre Eltern sie zu ihrer Tante ins Pin Ridge Reservat - Heimat der Oglala Sioux, Land von Red Cloud und Crazy Horse – in den Nordwesten der USA. Das Leben dort ist für sie kein
Zuckerschlecken, und sie lernt die Folgen von Alkoholismus in den zerstörten Leben der indianischen Bevölkerung kennen. Die tiefe Freundschaft mit den Blutsbrüdern Jimi und Lukas verändert sie stark.
Der blinde Lukas zeigt ihr eine ganz neue Sicht auf die Welt und auf sich selbst, und in den attraktiven Jimi verliebt sie sich Hals über Kopf. Doch die Dinge in Pine Ridge sind nicht so, wie sie
scheinen. Während sich die Ereignisse im Reservat überschlagen, erkennt Sim, dass sie sich für einen der Jungs entscheiden muss.
Fesselnd – bewegend – authentisch.
Empfohlen von Monika Rieth