Unsere Krimi-Highlights für Sie

 

Eva Demski

Scheintod

 

Mit einem Nachwort von Wolfgang Schopf

Roman, Insel Verlag, 419 Seiten. Gebunden mit Schutzumschlag

Ca. € 20,- (D)

Neuausgabe 9. Dezember 2020

 

Frankfurt am Main 1974. Ein Anwalt wird tot in seiner Kanzlei aufgefunden. Die Umstände seines Todes sind ungeklärt. Die Polizei ermittelt: Er war Anwalt der linken Szene, zu seiner Klientel gehörten RAF-Mitglieder, Rocker, Junkies und Strichjungen. Seine Frau, die seit drei Jahren von ihm getrennt lebt, beginnt, sich noch einmal mit ihm auseinanderzusetzen: mit seiner Arbeit, seinem Leben – und ihrer Liebe. Was weiß sie eigentlich von diesem Mann, den sie einmal geliebt hat, der ihr so vertraut war?
Bald gerät die Witwe selbst ins Visier der polizeilichen Ermittlungen, wird der Mitwisserschaft an politischen Aktivitäten verdächtigt, während sie verschlüsselte Botschaften aus dem politischen Untergrund erhält. Um zu begreifen, sucht sie seine Kollegen auf, Mandanten aus der Halbwelt, Genossen und ehemalige Revolutionäre und kehrt in dunklen Spelunken ein.
Immer tiefer wird sie in ein verborgenes Leben des Toten hineingezogen, der ihr gleichzeitig immer fremder wird.

Scheintod ist der Roman einer Liebe zu Zeiten großer politischer Unruhen. Eva Demski erzählt unsentimental, doch mit feinem Gespür von einer Frau, die vor die Herausforderung gestellt wird, ein Leben im Tod zu ergründen und dabei Erinnerungen und Zweifel, Trauer und Verlust zu bewältigen.

Originaltext von der Website Frankfurt liest ein Buch 2021

 

Die Autorin

Eva Demski, geboren 1944 in Regensburg, lebt in Frankfurt am Main. 

Ihr literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet,

2018 erhielt Eva Demski den George-Konell-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden.

 

Anthony Horowitz

Das Geheimnis des weißen Bandes

 

Aus dem Englischen von Lutz-W. Wolf,

Insel Verlag, Berlin 2011, 360 S., gebunde, 19,90 €

 

Seit seiner Jugend ist der erfolgreiche, englische Schriftsteller Daniel Horowitz, Sherlock Holmes Fan.. Beim Jahresdinner der Londoner Sherlock Holmes Society gab er bekannt, die Nachlassverwalter Arthur Cannon Doyles hätten bei ihm einen neuen Holmes-Roman bestellt. Und nun hat er in alter Arthur Conan Doyle Manier einen neuen Roman um den genialsten Detektiv aller Zeiten geschrieben..
Sherlock Holmes treuer Begleiter  Doktor Watson ist in die Jahre gekommen und sein Freund, Meisterdetektiv Holmes, bereits seit einem Jahr  verstorben.  Erst jetzt im hohen Alter sieht sich Watson in der Lage über einen Fall zu berichten, über den Holmes  selbst lange Jahre schwieg,  denn zu schockierend und zu weitrechend war die damalige Verschwörung.
 „Ich hätte längst die Tür von Baker Street 221b öffnen und den Raum betreten sollen, in dem so viele Abenteuer begonnen haben. Ich sehe alles vor mir, das Glühen der Lampe hinter den Scheiben und die siebzehn Stufen, die mich von der Straße zur Tür führten. Wie weit weg sie mir heute erscheinen! Wie lange ist es her, dass ich zuletzt dort war! Ja. Da steht er , die Pfeife in der Hand. Er dreht sich zur mir um. Er lächelt.“
Die Geschichte beginnt an  einem kalten Novembertag im Jahr 1890. Es ist so kalt, dass sogar die Gaslaternen wie gefroren erscheinen und die Menschen wie Geister, dick vermummt und mit gesenkten Köpfen über Londons Straßen schleichen. Watson ist froh im warmen und unaufgeräumten Zimmer seines Freundes Holmes zu sitzen. Es riecht nach Pfeifentabak und im Kamin flackert ein Feuer als es an der Haustür klingelt, und die Haushälterin Mrs. Hudson einen  in korrekter Abendrobe gekleideten Herrn hereinführt. Der Herr hält einen Spazierstock aus Rosenholz mit silbernem Knauf in der einen und in der anderen Hand ein Paar weiße Handschuhe. Sein Haar ist erstaunlich lang und aus der hohen Stirn zurückgekämmt. Sein Gesicht ist etwas zu lang geraten und von außerordentlicher Blässe und Unbehagen gezeichnet. Sein Name, Carstairs, passionierter Kunstsammler und –händler. Er gibt vor von einem einem undurchsichten Mann verfolgt zu werden, den er als einzigen Überlebenden einer bostoner Verbrecherbande überführt hatte.
Ist der Mann Carstairs über den Atlantik gefolgt, um sich zu rächen? Als Holmes und Watson den Spuren des Gangsters folgen, stoßen sie auf eine Verschwörung, die sie in Konflikt mit hochstehenden Persönlichkeiten bringen und den berühmten Detektiv, verdächtigt des Mordes an einem Mädchen, ins Gefängnis, wo er um sein Leben bangen muss. Durch einen genialen Trick, gelingt es dem Meisterdetektiv jedoch in letzter Minute zu fliehen. 
Der Mord an einem seiner „Baker Street Irregulars“ – eine Gruppe von Straßenjungs, die Holmes bei seinen Ermittlungen zur Hand gehen - führt ihn schließlich auf die Spur des „House of Silk“, befindet sich doch am Armgelenk  des ermordeten Jungen ein weißes Seidenband.
Holmes fandet gleichzeitig nach mehreren Tätern und führt uns durchs untere und obere London,“ in Opiumhöhlen  und Kinderheime, zu gewaltätigen Schlossherren und  Hehlern in üble Pinten und Gerichtsgebäude“, dabei leitet ihn sein scharfer Verstand, die Gabe Gedanken zu lesen, Berufe physiognomisch zu erraten und aus der kleinsten Äußerung haarscharfe Erkenntnisse zu ziehen, untrüglich auf die Spur des Verbrechens.
Ein Pageturner, spannend bis zur letzten Seite!

Empfohlen von Monika Rieth

 

Roger Smith

Blutiges Erwachen

 

Aus dem Englischen von Jürgen Bürger und Peter Torberg
Thriller-Tropen 2010, 356 Seiten, € 19,90
Jetzt auch als Taschenbuch: Heyne Tb 43565, € 8,99

 

Mit großer Spannung habe ich auf den zweiten Thriller von Roger Smith gewartet, fand ich doch seinen Erstling „Kap der Finsternis“ ganz ausgezeichnet: äußerst spannend und mit überzeugender Dramaturgie, die Figuren glaubhaft gezeichnet und die Handlung rasant (Rezension dazu ist bei KommBuch vorhanden).

Auch diesmal ist wieder die schon offiziell fast 4 Millionen Einwohner zählende südafrikanische Metropole Kapstadt Ort der Geschehnisse. Die Stadt ist wie eine Münze mit zwei Seiten: Die Sonnenseite mit ihren pittoresken Postkartenmotiven von Tafelberg und Waterfront ist das Vorzeige-Gesicht der Stadt. Dort leben fast ausschließlich die wohlhabenderen Weißen in prächtigen Häusern, gut bewacht und vermeintlich sicher. Ganz anders sieht es auf der Schattenseite der Stadt aus, in den Cape Flats, wo die Townships und Slums ungezügelt wuchern. Zwei Drittel der Bevölkerung Kapstadts lebt dort in primitiven Blechhütten, improvisierten Unterständen oder verwahrlosten Siedlungen. Dort spielt sich ein täglicher Kampf ums nackte Überleben ab. Drogen, (Klein)Kriminalität, sinnlose Gewalt und Bandenkriege gehören für viele der Cape Flats-Bewohner zum Alltag eines Lebens ohne Perspektive. So mag es nicht wundern, dass „Blutiges Erwachen“ ein unglaublich brutaler Thriller ist, vor dem ich alle empfindlichen Gemüter nur warnen kann: Viel Blut tropft aus diesen Seiten. Smith schildert ungeahnte und nur schwer vorstellbare Gewalttaten drastisch und detailgenau. Die offizielle Polizeistatistik spricht von 18.500 Mordopfern in Südafrika allein im Jahr 2009. Nach Schätzungen sind zwischen 1996 und 2004 indessen mehr als 420.000 Menschen in Südafrika eines gewaltsamen Todes gestorben – gut 50.000 pro Jahr. 

Die Story: Aus einem in Kapstadt alltäglichen Ereignis, nämlich einem bewaffneten Überfall, den die beiden Schwarzen Disco und Goddy auf ein wohlhabendes weißes Paar – Roxy und Joe – begehen, um deren Nobelkarosse zu stehlen, entwickelt sich ein komplexes Handlungsgeschehen. Bei dem besagten Überfall kommt es zu einem Handgemenge, es fällt ein Schuss, und Joe ist im Bein getroffen. Goddy lässt die Waffe fallen, die Täter fliehen mit dem Luxuswagen, auf den sie es abgesehen hatten. Was die Autodiebe nicht ahnen: Im Kofferraum des Autos befindet sich ein Koffer mit einer enormen Menge US-Dollars. Am Tatort geschieht derweil Unfassbares: Kaum sind die Beraubten allein, hebt Roxy die Waffe auf und schießt Joe aus unmittelbarer Nähe direkt zwischen die Augen.

- Schnitt -

Billy Africa, ein ehemaliger Polizist, ist gerade aus dem Irak zurückgekehrt, wo er im „Personenschutz“ und als Söldner tätig war. Er will zu Joe, denn dieser schuldet ihm als Vermittler für diesen Job noch einiges Geld. Das will Billy Africa nicht für sich, sondern für Barbara, die Frau seines ehemaligen Mentors und Partners bei der Polizei, dessen brutale Ermordung vor Jahren er mitansehen musste und nicht verhindern konnte. Billy fühlt sich noch immer schuldig und mitverantwortlich.

Weitere wichtige Personen in dem Thriller: Detective Maggott, der Ermittler im Falle der Ermordung von Joe. Er ahnt dass die Todesumstände von Joe nicht so waren, wie Roxy sie zu Protokoll gegeben hat. Maggott läßt sich in seinen Ermittlungen aber weder beirren noch bestechen.  Piper, Boss der 28er Gang  ist ein zu lebenslänglicher Haft verurteilter psychopathischer Massenmörder. Billy Africa und er kennen sich seit frühester Jugend. Er sitzt im Pollsmoor-Gefängnis und hält dort die Fäden in der Hand. Seine bevorzugte Waffe ist das berühmt-berüchtigte Okapi-Messer ist. Es ziert übrigens – vielleicht eine Spur zu ästhetisiert – das Cover des Buches und ist ein echter Hingucker. Dann gibt es noch Manson, Anführer der Americans, einer rivalisierenden Bande, die das Drogengeschäft fest im Griff hat. Manson erleichtert regelmäßig Barbara um all das Geld, das Billy ihr zukommen lässt. Als Billy das herausfindet, beschließt er, diesen Zustand zu beenden...

Sind Sie neugierig geworden? Ich hoffe ja, denn es erwartet Sie ein bis zur letzten Seite fesselnder Thriller der Spitzenklasse. Smith nimmt einmal ausgelegte Erzählfäden im Verlauf des Buches immer wieder auf. Scheinbar Nebensächliches wird für das Verständnis der sich überschlagenden Ereignisse bedeutsam; ein Buch, das mit überraschenden Wendungen aufwartet.

Empfohlen von Ralph Wagner