François, Bill :  

 

Die Eloquenz der Sardine - Unglaubliche Geschichten aus der Welt der Flüsse und Meere.

Übersetzt von Frank Sievers

Naturkunde, 234 S.   mit 17 Zeichnungen.  

978-3-406-76690-9

 Beck Verlag                                                        

 GEB 22,00 EU

 

Das Buch des Meeresbiologen Bill Francoisfasziniert von der ersten Seite an. Seinem unglaubliches Wissen über die Meere und die Lebewesen darin,  versetzen in Erstaunen und Faszination. Diese Naturkunde liest sich wie ein spannender Krimi
 

Eine Sardine, mit glitzernden Schuppen nahm dem Autor als Kind die Angst vor den Fischen und dem offenen Meer. Er warf sie zurück ins Wasser und folgte ihr. Seither ist er nie wieder vollständig auf festen Boden zurückgekehrt. Bills Francois lässt uns die unterseeischen Klänge hören, wo sich der Klang der Eisberge mit den Gesängen der Wale mischt. Er erzählt uns vom atlantischen Lachs, der noch in den Gewässern Grönlands den bretonischen Bach riecht, in dem er geboren wurde. Mit einer Gruppe von „Streetfischern“ steigt er in den Bauch von Paris hinab, um dessen aquatische Bewohner zu treffen. Bill lässt uns am gesellschaftlichen Leben der Meereswesen teilhaben, berichtet von der Kindheit der Fische, von den Buckelwalen, die ihr Wissen weitergeben und zeigt uns viele weitere Wasserwesen auf, von deren Existenz und Fähigkeiten wir mit Sicherheit noch nichts wussten.

 

Empfohlen von Monika Rieth

Seifert, Nicole :  

 

FRAUEN LITERATUR.  

Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt. 224 S.  

978-3-462-00236-2

- Kiepenheuer & Witsch 

GEB 18,00 EUR

 


Sollte das Geschlecht des Schreibenden eine Rolle spielen bei der Lektüreauswahl? In „Frauenliteratur“  beschreibt Nicole Seifert eindrücklich und fundiert darüber welchen Einfluss das Geschlecht (neben anderen Faktoren wie Hautfarbe, oder dem sozioökonomischen  Umfeld von Autor*innen ) noch heute auf Rezeption und Erfolg von Romanen hat. Seifert lenkt den Blick sowohl auf heutige Lehrpläne als auch auf die deutsche Literaturgeschichte und sucht den direkten Vergleich zu anderen Ländern im Umgang mit der Wiederentdeckung vergessener Werke und der Kanonfrage.

Frauenliteratur ist ein eindringliches Plädoyer, das sich liest wie ein Krimi.

 

 

Empfohlen von Louisa Scherer

 

Reeves, Hubert

Wo ist das Weltall zu Ende?

Das Universum meinen Enkeln erklärt

 

Aus dem Französischen von Annabel Zettel

Für Menschen ab 14 Jahren

C.H.BECK, 2012. 141 S., Halbleinen, 14,95 € 

 

 

Wer kennt das nicht, unschuldig hervorgebrachte, zunächst harmlos anmutende Kinderfragen, die uns Erwachsene ziemlich in Verlegenheit bringen können. Angeblich sind es einige hundert Fragen, die ein 4jähriges Kind am Tag stellt! Oft sind sie philosophischer Natur, oder sie gelten elementaren Dingen und Zusammenhängen. Öfter als uns vielleicht lieb ist, müssen wir einräumen, nicht die passenden oder zumindest keine zufrieden stellenden Antworten zu haben. Ein paar Beispiele gefällig? Da wäre die Technikfrage: „Wie funktioniert das?“ Dank Lexika oder Internet sind Fragen solcher Art immerhin meistens beantwortbar. Schwieriger wird es bei den Fragen nach Leben und Tod, Herkunft und Zukunft: „Wo war ich, bevor ich geboren wurde?“ oder „Warum müssen wir sterben?“ Oder eben auch Fragen, das Große und Ganze betreffend: „Wo ist eigentlich das Weltall zu Ende?“ Unter diesem Titel ist gerade ein (nicht nur für Kinder und Jugendliche) überaus empfehlenswertes, weil erhellendes, anschaulich geschriebenes, sehr gut verständliches Buch des kanadischen Astro-Physikers Hubert Reeves erschienen. Entstanden ist es natürlich aus Gesprächen mit einem Kind, nämlich seiner Enkelin. In mehr als 20 Kapiteln werden einige „typische“ Fragen zu unserem Universum, seiner Geschichte und seiner Zukunft behandelt. Reeves erklärt, was „schwarze Löcher“ sind und was unter „dunkle Materie“ zu verstehen ist. Wir erfahren, dass die Bausteine unseres Körpers von den Sternen kommen und warum die Sterne in unterschiedlichen Farben leuchten. Ein tolles Buch für alle ab etwa 14 Jahren und ohne Altersbeschränkung nach oben.

Empfohlen von Ralph Wagner



Jan Karski
Mein Bericht an die Welt


Herausgegeben von Céline Gervais-Francelle
Aus dem englischen Originaltext (Story of a Secret State, 1944) und der französischen Neuausgabe von 2010 übersetzt von Franka Reinhart und Ursel Schäfer

620 Seiten
Kunstmann Verlag, 2011
€ 28,-
ISBN 978-3-88897-705-3

 

 

 

Bereits wenige Tage nach dem Überfall der Deutschen auf Polen 1939 gerät der junge polnische Offizier Jan Kozielewski in sowjetische Gefangenschaft. Über die Aufteilung Polens hatten Hitler und Stalin sich insgeheim ja bereits vor der Invasion geeinigt. Nach einem Gefangenenaustausch zwischen den Deutschen und den Sowjets gelingt ihm und einigen weiteren Gefangenen die Flucht. Kozielewski ist Patriot und will für sein Land kämpfen. Sobald sich die Gelegenheit bietet, schließt er sich dem Widerstand an. Schnell wird er zu einem wichtigen Kurrier innerhalb Polens, zum Übermittler von Nachrichten zwischen den noch vereinzelt agierenden Parteien und Gruppierungen des Widerstandes. Durch seine Rolle als Kurier wird Kozielewski maßgeblich an der Koordination des Aufbaus des Polnischen Widerstandes, der Heimatarmee und des Polnischen Untergrundstaates beteiligt. Auf einer seiner Missionen wird er in der Slowakei von der Gestapo gefasst, fast zu Tode gefoltert und schließlich in einer spektakulären Aktion von Untergrundkämpfern befreit.

Im Sommer 1942, mittlerweile arbeitet Kozielewski unter dem Decknamen Jan Karski, wird er vom Polnischen Regierungsbevollmächtigten in  Warschau, Cyryl Ratajski, mit der Aufgabe betraut, als „politischer Gesandter des zivilen Kampfes“ im besetzten Polen der Polnischen Exilregierung in London wichtige Instruktionen und Dokumente zu überbringen. In seinem Gepäck befindet sich auch ein Mikrofilm der Heimatarmee mit Dokumenten über die so genannte „Große Aktion“ im Warschauer Ghetto. Immer um Wahrheit und Wahrhaftigkeit bemüht, lässt Karski sich in ein Vernichtungslager und ins Warschauer Ghetto einschleusen um mit eigenen Augen zu sehen, was die Welt nicht glauben will. Im Ghetto nimmt er als mündliche Botschaft der noch lebenden polnischen Juden den verzweifelten Hilferuf und Appell an die Politiker der Alliierten auf, endlich die systematische Vernichtung der Juden zu stoppen. Die westlichen Alliierten haben jedoch andere Interessen und Strategien im Krieg gegen Hitler-Deutschland; und dass der Hilferuf aus Warschau ignoriert wurde, wissen wir aus der Geschichte.

Jan Karski wird dieses Scheitern sein Leben lang als persönliches Versagen und Schuld empfinden, obwohl er mit größtem persönlichen Risiko unter Einsatz seines Lebens alles versucht hatte, um der „Endlösung“ Einhalt zu gebieten. 1944 erscheint in den USA sein Buch „Story of a Secret State“. Es wird über Nacht zum Bestseller und sein Autor zum gefeierten Helden des Polnischen Widerstands als Aufklärer in der Sache. Detailliert und facettenreich berichtet Karski darin über seine Aufgaben und sein Wirken als Kurrier, über Aufbau und Funktion des Untergrundstaates und des Widerstandes zwischen 1939 und 1942. Er schildert aber auch seine vergeblichen  Bemühungen, die Alliierten von der Notwendigkeit zum Handeln zu bewegen, um die noch lebenden Juden zu retten.

2011, also erst 67 Jahre später, ist dieses wichtige und erhellende Buch endlich auch in einer deutschen Übersetzung erhältlich, die auf dem englischen Originaltext von 1944 und einer französischen Neuausgabe von 2010 beruht. Versehen mit einem ausführlichem Anmerkungsapparat und einer fundierten Einleitung der Herausgeberin Céline Gervais-Francelle empfehle ich dieses lehrreiche Buch allen wärmstens, die ihre Kenntnisse über Polen im 2. Weltkrieg erweitern, und/oder eine unglaublich spannende Biographie lesen möchten.


Empfohlen von Ralph Wagner